Das Young Composers Project des Künstlerhaus Boswil hat konkrete Formen angenommen – die jungen KomponistInnen und das Ensemble spielten sich aufeinander ein.
Sichtlich erleichtert hielt Roman Digion, Projektleiter Young Composers Project (YCP) am vergangenen Samstag im Gespräch fest: «Endlich können wir uns begegnen und uns über das Erarbeitete im direkten Gespräch unterhalten.» Dies war möglich, weil man sich am vergangenen Wochenende am Künstlerhaus Boswil treffen konnte, um unter der Leitung von Roman Digion und Lukas Langlotz die Werke nicht nur zu besprechen, sondern auch zum Erklingen zu bringen. Dies sei sehr wichtig, betonte Roman Digion, denn ein Komponist oder eine Komponistin arbeite an einer Vorstellung, versuche diese umzusetzen, höre aber erst in einer ersten Probe was es geworden sei. «Der Abschluss einer Komposition ist erst der Anfang.»
Ein kreativer Prozess
Für die jungen KomponistInnen war es ein bedeutender Moment, dem sie gegenüber standen, denn zum ersten Mal wurde ihr Schaffen der vergangenen Monate von den Musikerinnen Heidy Huwiler (Klarinette), Sonja Marjanovic (Violoncello) und Elizaveta Parfentyeva (Klavier) zum Klingen gebracht. Roman Digion machte darauf aufmerksam, dass es ein Unterschied sei, ob ein Ensemble eine fertig geschriebene Komposition spiele oder der Komponist selber vor Ort anwesend ist. «Daraus entstehen wertvolle Dialoge zwischen MusikerInnen und KomponistInnen», so Roman Digion. Und das war auch so an diesem Samstag, denn die Komposition war die eine Seite, die andere die Interpretation. So entstand ein kreativer Prozess, denn die Musikerinnen brachten Vorschläge ein und wollten Änderungen, der Komponist oder die Komponistin fand dies aber nicht immer zwingend. Da wurde über das Tempo der Tonfolge, die Harmonie und die Intensivität diskutiert und immer wieder durchgespielt, bis das Werk – sprich die KomponistInnen – und die Interpretation ihren Einklang fanden. Letztlich war es entscheidend, dass die Idee des Komponisten in der Interpretation nicht verloren ging. Dies alles mit der fachkompetenten Unterstützung der beiden Leiter und Komponisten Roman Digion und Lukas Langlotz.
Neben der erstmaligen Aufführung der Kompositionen war es aber für Roman Digion besonders wichtig, dass man sich nach dieser durch die Pandemie erzwungene Distanz im Arbeiten wieder, wie in den vergangenen Jahren gewohnt, im Künstlerhaus Boswil treffen konnte. Es sei alles wohl sehr gut abgelaufen, aber es fehlte die Zeit der Improvisation und des Gesprächs. «Für die kompositorische Entwicklung ist aber für jeden Einzelnen die direkte Konfrontation sehr wichtig», betonte Roman Digion, «und dies war jetzt möglich.» Die Werke erleben nun in der Alten Kirche ihre Uraufführung und er sei überzeugt, dass das Konzert ein besonderes Erlebnis sein wird. «Die jungen Menschen haben wertvolle Arbeit geleistet und es ist eigentlich ein Blumenstrauss an die Musikwelt.»
Richard Wurz
8. September 2020
Bilder: Richard Wurz
Das Konzert mit den Uraufführungen der Kompositionen der Teilnehmenden des YCP findet am Sonntag, 20. September um 11 Uhr in der Alten Kirche Boswil statt. Zusätzliche Aufführung am Dienstag, 22. September um 18.30 Uhr im Singsaal der Kantonsschule Baden. Weitere Informationen unter www.kuenstlerhausboswil.ch