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Der Liederzyklus «Winterreise» von Franz Schubert (1797 bis 1828) wird in der Alten Reithalle Aarau grenzüberschreitend inszeniert und interpretiert.


Winterreise 3Es ist ein einmaliges Musiktheater, das Astride Schlaefli des Le Collectif barbare in der Alten Reithalle in Aarau inszeniert. Mit dabei sind nicht nur junge MusikerInnen vom Jugendorchester Freiamt, sondern auch Jugendliche aus dem Projekt UMA (unbegleitete, minderjährige Asylsuchende) vom Netzwerk Asyl Aargau und das Theater Tuchlaube Aarau. Alle Beteiligten, unter ihnen auch die professionelle Sopranistin Irina Ungureanu werden in der eiskalten Reithalle in Aarau dem Publikum einen ganz spezielles musikalisches Erlebnis bieten. Bis zur Premiere am Freitag, 15. Februar bleibt nicht mehr allzu viel Zeit, aber laut Astride Schlaefli ist man absolut auf Kurs.

Eine Reise im Winter
Es ist Programm, die Winterreise, mitten im Winter in der eiskalten Alten Reithalle in Aarau aufzuführen. Gleichzeitig ist es auch Programm, dieses Projekt mit jungen Leuten auf die Beine zu stellen und es ist noch mehr Programm, dieses Projekt mit unbegleiteten, minderjährigen Asylsuchenden auf die Bühne zu bringen. Bei der Inszenierung von Astride Schlaefli, so könnte man meinen, ist nichts, aber auch gar nichts dem Zufall überlassen. Das mag wohl auf den ersten Blick zutreffen, kommt man zum ersten Mal mit dem Projekt «Winterreise» in Kontakt und kann der quirligen Frau bei ihrer Arbeit während der Intensivprobewoche in der Alten Reithallte über die Schultern blicken.


Doch im persönlichen Gespräch merkt man sehr rasch, dass die dynamische Frau in ihrer Inszenierung unheimlich flexibel sein muss und immer auf Überraschungen gefasst sein muss und mit ihnen umgehen. Doch diese Arbeit sei ihr Leben, auch das merkt man sofort beim Gespräch. Sie ist total begeistert vom Programm und diese Begeisterung überträgt sich auf alle am Musiktheater Beteiligten. In der Alten Reithalle inszeniert Astride Schlaefli nicht zum ersten Mal. Sie hat bereits «L'Histoire du Soldat» und «Jakob von Gunten» in diesem Raum zur Aufführung gebracht. In die Alte Reithalle hat sie sich dabei ein wenig verliebt. Sie findet den Raum für die Umsetzung eines Musiktheaters einfach grossartig und wolle dies, bevor er endgültig umgebaut wird, auch noch einmal machen. «Die Halle hat aber auch ihre klare Grenzen», hält die begeisterte Regisseurin fest und führt weiter aus, dass sie aus diesem Grund mit sogenannten In-Ears, sprich kleinen Kopfhörern, welche alle Ausführenden tragen, arbeiten würde. Über diese Kopfhörer kann Astride Schlaefli die Kommandos geben, die sie laut eigenen Angaben bis zur Aufführung noch präzisieren müsse.

Junge Musiker aus dem Freiamt
Musikalisch mit von der Partie sind Orchestermitglieder des Jugendorchesters Freiamt. Anne-Cécile Gross, die Leiterin des Orchesters, hat mit den jungen Menschen die Arrangements einstudiert und musikalisch zur Aufführungsreife gebracht. Allerdings gibt es bei der Inszenierung nicht nur diese jungen begeisterten MusikerInnen, sondern alle Ensemble-Mitglieder spielen in irgendeiner Form ein Instrument. Manchmal sei das auch nur ein gestimmtes Glas, hält Astride Schlaefli fest. Manchmal aber auch ein paar Töne auf einem Akkordeon. Die Musik von Franz Schubert eigne sich dazu besonders gut, denn sie sei relativ einfach aufgebaut. Auch wurde das Werk von Schubert an die Fähigkeiten der jungen Menschen angepasst, sprich arrangiert. So haben Astride Schlaefli, Michael Schneider und Anna Tauffer die Arrangerments geschrieben.


Alles in allem kann man in der Alten Reithalle in Aarau eine spannende und herausfordernde Inszenierung der «Winterreise» erwarten. Auf jeden Fall sei man darauf hingewiesen, dass man sich möglichst warm anzieht, denn diese Reise ist tatsächlich winterlich und die Reithalle ist nicht geheizt. Das mussten auch die AkteurInnen merken. Sie tragen inzwischen mehrere Kleidungsschichten übereinander, damit sie nicht kalt bekommen. Die ZuschauerInnen bekommen allerdings auch Decken und Pet-Flaschen mit warmem Wasser. Die Pet-Flaschen wiederum sind eine Anlehnung an das Hab und Gut, welches Flüchtlinge auf ihre Flucht mitnehmen. «Ich habe das selbst mit eigenen Augen in Griechenland gesehen. Die Kinder haben nur eine Wasserflasche bei sich, wenn sie versuchen illegal auf eine Fähre zu gelangen, um nach Europa zu gelangen», gibt Astride Schlaefli zu bedenken. So wird das Publikum bei der Inszenierung in Aarau mitten in die Flüchtlingsthematik hinein katapultiert und die Musik von Schubert gibt die Stimmung der Heimat- und Orientierungslosigkeit beispiellos wieder.

Bettina Leemann
03. Februar 2019
Bilder: Bettina Leemann

Nähere Informationen zum Projekt Winterreise unter: www.collectif-barbare.ch oder www.astrideschlaefli.ch oder www.kuntner.ch
Tickets für die Aufführungen ab Freitag, 15. Februar unter www.tuchlaube.ch

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