Zum 25. Geburtstag des Arabas Cirque Jeunesse Bremgarten haben sich die Stadtmusik Bremgarten und die jungen ZirkusartistInnen gefunden ‒ leider müssen die Konzerte abgesagt werden.
Sehr zum Leidwesen aller Beteiligten in und hinter der Manege musste auch der Arabas Cirque Jeunesse eine Zwangspause einlegen. Die Jubiläums-Aktivitäten mussten ersatzlos gestrichen werden, so Zirkusdirektor Martin Indlekofer, aber dieses Schlussbouquet gemeinsam mit der Stadtmusik Bremgarten wolle man zur Freude des Publikums über die Bühne in der Mehrzweckhalle des Waffenplatz Bremgarten bringen. Er hat nicht nur den Anstoss zu diesem gemeinsamen Auftritt gegeben, sondern gleich bei seinem Göttibub, dem Komponisten Nicolas Indlekofer, eine Komposition in Auftrag gegeben, die nun ihre Uraufführung erleben wird.
Mehr als «nur» ein Auftrag
Er sei zwar nie ein begnadeter Artist geworden, aber die Zirkuswelt habe ihn als Jugendlicher schon mitgeprägt und schliesslich sei sein Götti Zirkusdirektor. Und da finde natürlich in seiner Tätigkeit als Komponist auch die Zirkusmusik ihren Platz. Als 16-Jähriger war er während drei Saisons als musikalischer Leiter und Kapellmeister für die Musik im Arabas verantwortlich. «3-6 Monate Musik schreiben, einzustudieren und bis 15 Mal aufzuführen, war neben der Kanti eine sehr intensive, aber auch lehrreiche Zeit.» Diese Zeit habe ihn musikalisch geprägt und Facetten von damals seien immer noch in seiner jetzigen Klangwelt zu finden. «In diesem Projekt habe ich nicht in meiner aktuellen Klang- und Stilwelt bewegt. Die Erinnerungen an meine eigene Zirkusphase haben mich während des Schreibprozesses immer wieder eingeholt», betont Nicolas Indlekofer. «Dies hier ist viel mehr als ein reiner Kompositionsauftrag, den es zu erfüllen gilt.»
Es hört nicht einfach auf
Als Komponist bewege er sich mehrheitlich im Dreieck zwischen Klassik, Jazz und Pop, meint Nicolas Indlekofer im Gespräch. Sehr spannend finde er aber die Elemente verschiedener Stilrichtungen zu kombinieren und da findet Zirkusmusik sehr gut ihren Platz. Am Nächsten kommt man seinen Kompositionen mit der Bezeichnung non-classical. «Das ist für mich eine Mischung aus spätromantischer Orchesterästhetik und Phraseninterpretation kombiniert mit nicht-klassischen Elementen wie dem Jazz angelehnte Harmonik und Groove», so Nicola Indlekofer. Diesem Bereich komme er am nächsten bei Kompositionen oder Arrangements für grossorchestrale non-classical-orchestras. Die Inspirationen würden ihn den ganzen Tag begleiten, vom morgendlichen Duschen, dem Warten an der Tramhaltestelle bis zum Moment, wo er im Bett liege. Beim Komponieren selbst setze er sich keine Zeitlimite, aber wenn mehrere Methoden kein Resultat bringen oder die Geduld am Ende ist, dann gebe es eine Pause. Er bemerkte aber klar: «Manchmal würde ich das Papier am Liebsten nach 15 Minuten aus dem Fenster werfen und manchmal bringt man mich auch nach acht Stunden nicht davon weg.»
Neue Klangfarben entstehen lassen
Die Instrumentierung der Stadtmusik sei für ihn nie in Frage gestellt gewesen, betonte Nicolas Indlekofer, und er sei auch kein allwissender, autoritärer Komponist. «Ich kann mich als Komponist auch einmal irren oder von einem Dirigenten etwas lernen.» Natürlich sind der Dirigent Niki Wüthrich und seine MusikerInnen gefordert, aber wichtig sei, dass man sich in der Arbeit findet. «Mit Zusammenarbeit erreicht man das bessere Endresultat, als mit einer einseitigen Diktatur», betonte Nicolas Indlekofer.
Für Niki Wüthrich, Dirigent der Stadtmusik Bremgarten, ist eine Uraufführung immer mit Risiken verbunden, denn man müsse Neues entdecken und gemeinsam eine neue Klangwelt schaffen. Die Komposition von Nicolas Indlekofer sei aber wie zugeschnitten auf die Instrumentierung der Stadtmusik. Man kann seine Tonsprache verstehen und es entstehen praktisch automatisch musikalische Bilder, welche das Publikum berühren werden.
«Die Komposition ‹Cirques fantastic› erklingt vertraut und poetisch – man spürt den Zirkus.»
Es wird aber nicht nur die Musik sein, die den Konzertsaal in eine Zirkuswelt verwandelt, es werden vor allem auch die jungen ArtistInnen vom Arabas Cirque Jeunesse sein, die mit ihrem Zutun die musikalischen Bilder vollkommen machen,
Richard Wurz
21. Oktober 2020
Bilder: Richard Wurz und zVg
Die Konzerte «Hereinspaziert» mit der Stadtmusik Bremgarten und dem Arabas Cirque Jeunesse finden am Freitag, 13. November und Samstag, 14. November jeweils um 20 Uhr und am Samstag, 14. November um 16 Uhr in der Mehrzweckhalle Waffenplatz Bremgarten statt. Vorverkauf und weitere Informationen unter www.stadtmusik-bremgarten.ch