«musique en route» begeisterte in der Alten Kirche musikalisch auf hohem Niveau mit Volksweisen aus der östlichen Welt.
Der Förderverein des Künstlerhaus Boswil lud zum traditionellen Weihnachtskonzert mit der Formation musique en route. Dabei liessen sich die BesucherInnen nicht lange bitten, sondern waren von Beginn begeistert ob dem Dargebotenen. Die vier MusikerInnen ‒ Ronny Spiegel (Violine), Stefanie Hess (Kontrabass), Ariel Facundo Rossi (Gitarre) und Tom Tafel (Akkordeon) ‒ entführten das Publikum in eine andere musikalische Welt, nämlich diejenige der Volksmusik aus dem osteuropäischen Raum und dem Balkan. Es war nicht einfach ein Konzert, sondern ein Stelldichein der musikalisch feinsten Art, konnte man doch einfach eintauchen und mitreisen. Man entdeckte Volksweisen, die einem so fremd waren, und gleichzeitig durch das Spiel der vier MusikerInnen so nahe kamen. Das heisst, man konnte sich dieser Musik einfach nicht entziehen.
Geschichten mit und ohne Worte
Es sei für sie eine riesige Freude hier in der Alten Kirche spielen zu dürfen, meinte Ronny Spiegel, und daher wolle man das Publikum gerne mit einbeziehen. Damit lud er die Gäste ein, sich beim rumänischen Kreistanz einfach die Hände zu geben und einander zu folgen. Die BesucherInnen blieben der ordnungshalber sitzen und liessen die vier MusikerInnen ohne Störung spielen. Die verschiedenen Stücke an diesem Abend waren alle mit Geschichte verbunden, manchmal «nur» musikalisch erzählt, manchmal gesungen. Tom Tafel erklärte im Zusammenhang mit der zum 10-jährigen Jubiläum eingespielten Langspielplatte:«Bei den Recherchen zu den Musikstücken haben wir festgestellt, dass eigentlich keiner von uns ein waschechter Schweizer ist.» So ist die LP «maminka» eine Hommage an ihre Mütter geworden.
Auch hätten sie in ihrer Arbeit festgestellt, dass man im Zusammenhang mit Roma-Liedern immer auf zwei Punkte stosse ‒ Gott und der Alkohol. Da war als Beispiel die Geschichte vom jungen Mann, der allerdings vergebens rief «Gott hilf mir!». Dafür konnte man eine sehr intensive und hinreissende Interpretation in Wort und Ton geniessen. Auch wenn man aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse kein Wort verstand, die MusikerInnen liessen einem das Leid des jungen Mannes deutlich spüren.
In ihrem lebensfrohen Konzert schlugen sie sogar eine Brücke zu Wolfgang Amadeus Mozart (1756 bis 1791). Sie war sehr speziell und erfrischend diese eindrückliche Interpretation eines Stücks aus der Hand von Mozart. Und bei allem Respekt vor dem grossen Komponisten, man könnte sich durchaus an die eigenen Interpretationen von musique en route gewöhnen.
Die vier MusikerInnen brachten Ton, Klang und Melodie jedes ihrer Instrumente auf einen gemeinsamen harmonischen Nenner, der ein Genuss war. Dazu kam, dass sie nicht einfach bestens interpretieren, sondern ihre Musik leben und sie mit Freude dem Publikum kredenzen und somit dem berühmten Funken auf dieses springen lassen können. So war man begeistert und dankte mit einem grossen Applaus. Einem solch geübtem Publikum, wie Ronny Spiegel zum Schluss anfügte ‒ wurde die Zugabe natürlich nicht verwehrt.
Richard Wurz
2. Dezember 2018
Bilder: Richard Wurz