Der Abend am Boswiler Sommer in der Alten Kirche Boswil stand unter dem Titel Nostalgie. Doch nicht nur Musik mit einem Hauch Nostalgie wurde gespielt, sondern auch der scheidende Geschäftsführer Michael Schneider mit allen Ehren verabschiedet.
Es war ein durch und durch zauberhafter und gewinnender Abend in der Alten Kirche Boswil unter dem Titel Nostalgie. Mit den «Antiche danze ed arie per liuto» von Ottorino Respighi (1879 bis 1936) und den «Rokoko-Variationen» von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840 bis 1893) wurde das Publikum musikalisch gesehen in vergangene Welten entführt. Es erhielt dabei einen Einblick, wie vor allem Ottorino Respighi im 19. Jahrhundert die Musik der Renaissance wahrgenommen und in seinen Kompositionen verarbeitet hat. In den «Rokoko-Variationen» von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky kam es dann zu einem Hörerlebnis mit dem Sommer-Artist, der Cellistin Chiara Enderle Samatanga. Mit unglaublicher Fingerfertigkeit und grosser emotionaler Spielweise spielte die junge Musikerin sich zusammen mit den CHAARTS unter der Leitung von Gábor Takács-Nagy von Variation zu Variation und liess dabei ein beeindrucktes und begeistertes Publikum zurück.
Diese durchsichtige Leichtigkeit und Präzision, mit der die noch nicht einmal 30 Jahre alte Chiara Enderle Samtanga ihr Instrument beherrscht, macht sprachlos und berührt die Seele. Getragen wurde die junge Cellistin aber auch von einem fein abgestimmten Orchester, den CHAARTS, welche an diesem Abend einmal mehr bewiesen, dass sie ein hevorragender Klangkörper sind, welcher unter Gábor Takács-Nagy feinste Nuancen zum Klingen bringen kann.
Nostalgie und Wehmut
Im zweiten Teil des Abends kam dann zu dem Gefühl der Nostalgie, noch dasjenige der Wehmut dazu, denn der Beirat und der Stiftungsrat des Künstlerhauses Boswil nutzten die Gelegenheit, um sich vom langjährigen Geschäftsführer Michael Schneider in einem offiziellen Rahmen zu verabschieden. Es viel an diesem Abend keinem der Anwesenden leicht, sich der Tatsache zu stellen, dass Michael Schneider in Zukunft nicht mehr einfach zum Künstlerhaus Boswil gehören soll, auch wenn alle betonten, dass er jederzeit herzlich willkommen sei, ja er sogar bereits jetzt von Stiftungsratspräsident Peter Wipf zur Eröffnung des neu umgebauten Sigristenhauses eingeladen wurde. Auch wenn Michael Schneider den Umbau nicht mehr hautnah miterleben wird, war er es, der das Projekt bis zur Realisation gebracht hatte, wie auch den Anbau des überaus gefälligen Foyers.
So hätte es an diesem Abend noch manchen Punkt gegeben, den man hätte erwähnen können, aber dann wäre man vor Mitternacht wohl kaum fertig geworden. So beschränkten sich Christine Egerszegi, Präsidentin des Beirates, und Irene Näf, Mitglied des Stiftungsrates, auf möglichst kurze Worte. Ivo Haag, Mitglied des Stiftungsrates, hatte dann an diesem Abend im Namen des Stiftungsrates ein besonders Geschenk für Michael Schneider in petto. Um Michael Schneider zum einen wieder einmal nach Boswil zu holen, und zum anderen seine künstlerisch, kompositorische Ader zu fordern, schenkte man ihm eine Auftragskomposition für die CHAARTS für den Boswiler Sommer 2020. So darf sich das Publikum bereits jetzt auf die Uraufführung eines Werkes von Michael Schneider am nächsten Boswiler Sommer freuen.
Mit Musik verabschiedet
Sichtlich bewegt verabschiedete sich schliesslich auch Festivalleiter Andreas Fleck von Michael Schneider. Er betonte, dass ihn die Situation beinahe sprachlos mache und er sich Boswil nur schwer ohne den umsichtigen Geschäftsführer vorstellen könne. Mit dem 1. Satz aus der A-Dur Sinfonie (KV 201) von Wolfgang Amadé Mozart (1756 bis 1791) gab es eine ganz besondere Hommage an Michael Schneider. Mit der «Sinfonia Concertante» von Joseph Haydn (1732 bis 1809) beschlossen die CHAARTS und die vier Solisten an der Oboe (Philippe Tondre), dem Fagott (Igor Ahss), der Violine (Felix Froschhammer) und dem Violoncello (Chiara Enderle Samatanga) den wunderbaren Abend in Boswil, der das Publikum mit einem Hauch von Nostalgie in den warmen Sommerabend entliess.
Bettina Leemann
3.Juli 2019
Bilder: Bettina Leemann