Auch am Künstlerhaus Boswil ist dem grossen Meister Ludwig van Beethoven im Rahmen der Boswiler Meisterkonzerte ein ganzer Tag gewidmet.
Das musikalische Ereignis des Jahres 2020 ist der 250. Geburtstag Ludwig van Beethoven (1770 bis 1827). Das Künstlerhaus Boswil umspannt Ludwig van Beethovens revolutionäres Musik-Schaffen mit drei Konzerten mit den Themen «Der Aufstieg in Wien 1796 bis 1801», «Geliebte, Schüler, Rivalen (1801 bis 1816)» und «Stille, Triumph, Abschied». Sie werden einen einmaligen Einblick in die Kammer-, Klavier- und sinfonische Musik des grossen Komponisten in einer exquisiten Besetzung geben.
Es sind die Es-Dur Werke des grossen Komponisten, welche diesen Beethoven-Tag am Künstlerhaus Boswil ganz besonders prägen. In praktisch allen seinen Lebensphasen hat Ludwig van Beethoven Kompositionen in dieser Tonart geschaffen. Doch nicht immer tönt dieses Es-Dur gleich. Während zu Beginn seiner Karriere die Tonart Heroisch oder gar revolutionär daherkommt, ist dies gegen das Ende seiner Karriere verdrängt. Die Gesten werden verhaltener und drängen nach Innen. Interessanterweise sagt Hector Berlioz(1803–1869) in seiner Tonartencharakteristik, dass diese Tonart auch hellklingend und sanft sein kann. Genau diese Farbe findet man auch in den Spätwerken von Beethoven. Dazwischen hat Beethoven in seinem Leben viele musikalische Phasen durchlaufen. Aufgewachsen ist er im liberalen und politisch progressiven Bonn, ab 1792 sollte er allerdings dauerhaft im etwa 900 km entfernten Wien wohnen. Gerade noch rechtzeitig, bevor Bonn in den Wirkungskreis der französischen Truppen geriet, war Ludwig van Beethoven nach Wien emigriert und sollte nie mehr in seine Heimatstadt zurückkehren.
Ende 1802 schlittert Beethoven direkt in eine Lebenskrise. Er ist lebensmüde und quält sich über alle Massen mit der Tatsache, dass sein Gehör immer schlechter wird: «…und doch war’s mir noch nicht möglich, den Menschen zu sagen: sprecht lauter, schreit, denn ich bin taub. Ach, wie wäre es möglich, dass ich die Schwäche eines Sinnes zugeben sollte, der bei mir in einem vollkommneren Grade als bei andern sein sollte…», kann man bei ihm direkt nachlesen.
Diese Grenzerfahrung verändert ab jetzt seinen musikalischen Stil. Die einsetzende Abgrenzung, die sich im Verlauf seines Lebens noch weitaus steigern würde, hatte aber auch Vorteile: Er würde sich ganz auf seine Fähigkeiten als Komponist konzentrieren und zunehmend innerlich unabhängiger werden vom Geschwätz der Leute über ihn und seine Kunst. Er konnte als zwangsläufig Ausgestossener mehr auf jene inneren Stimmen hören, die ihm eine neue musikalische Sprache zuraunten.
So darf man sich im Rahmen der Boswiler Meisterkonzerte auf einen musikalisch überaus spannenden Tag freuen, der sich voll und ganz dem Schaffen von Ludwig van Beethoven widmet.
freiamtplus
19. Oktober 2020
Bild: zVg
Die drei Boswiler Meisterkonzerte finden am Sonntag, 1. November um 11 Uhr, 15 Uhr und 19 Uhr in der Alten Kirche Boswil statt. Weitere Informationen unter www.kuenstlerhausboswil.ch