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Die Junge Bühne Bremgarten hat mit ihrer Eigeninszenierung «Wahrheit» das angestrebte Ziel erreicht – es ist eine Herausforderung für das Theaterteam und das Publikum.


home jungBuehne barEs ist etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man ins Theater geht, auf einem Wägelchen Platz nehmen muss und einfach durch eine theatralische Welt mit Zwischenhalten zu neun Szenenboxen gefahren wird. Und es drehte sich alles um die immer wieder gesuchte endgültige Wahrheit, die es, wie der Abend einem deutlich machte, einfach nicht gibt. Also blieb einem nichts anderes übrig, als die Herausforderung der Theaterleute anzunehmen und sich in einem acht-minütigen Rhythmus immer wieder einer anderen Sichtweise der Wahrheit zu stellen.

«Sind Sie glücklich und warum?»
In der Szenenbox Biografie-Wahrheit mit Angela Villiger, David Fricker und Silvan Melchior erfährt man von ihnen einiges über ihren Lebenslauf. Sie verstehen es gekonnt offen zu lassen, ob denn dies auch der Wahrheit entspricht. Und das Fragen stellen beherrschen sie bestens, lassen einem aber zum Glück keine Zeit, auch noch eine Antwort zu finden. Der Frage ob man denn glücklich sei und erst noch warum, folgt gleich «Warum werfen Sie dem Bettler das Geld einfach so hin» und anschliessend noch «Haben Sie schon einmal gestohlen?» Das waren acht happige Minuten und man war beruhigt die Antworten zurück lassen zu können und zu einer anderen Box gefahren zu werden. So ist zum Beispiel die Box mit Fake News, technisch hervorragend von Patrick Honegger und Silvan Melchior inszeniert, geradezu eine Erleichterung. Im Wissen, dass auf allen möglichen Informations-Kanälen manipuliert wird, ist die Inszenierung eine angenehme Bestätigung dafür. Die Lesebox mit einem Text von Peter Bichsel mit Fridolin Kurmann war eine Erholung und die Box Eltern-Lügen beruhigend, denn wenn die in Szene gesetzten Beispiele die Lügen sind, welche die Eltern ihren Kindern erzählen, dann ist das bisschen Unwahrheit durchaus tolerierbar. Eine Frage bleibt noch: Ist das der Wahrheitsfindung förderlich, wenn man einem «trocken» an der Bar acht Minuten sitzen lässt?

… aber wahr ist
Die Junge Bühne hat mit ihrer Eigeninszenierung einen technischen und baulichen Aufwand betrieben. Dieser Inszenierung gebührt alleine von daher schon Anerkennung für eine hervorragende Leistung. Es ist dem ganzen Team unter der künstlerischen Leitung von Simon Landwehr aber auch bestens gelungen, den anders gestalteten Theaterraum mit Inhalt zu füllen, der Spuren hinterlässt und einem –wenn auch nur für einen Moment – nicht nur zum Geniessen, sondern auch zum Nachdenken anregt. Die Boxenszenen können der Wahrheit entsprechen oder auch nicht. Wahr ist aber, dass die Junge Bühne mit «Wahrheit – Eine szenische Ausstellung» eine eigenwillige und interessante Inszenierung präsentiert.

Richard Wurz
5. Mai 2021
Bilder: Richard Wurz:

Die Eigeninszenierung «Wahrheit – Eine Fahrt durch eine szenische Ausstellung» der Jungen Bühne Bremgarten wird bis 21. Mai im Kellertheater Bremgarten aufgeführt. Die einzelnen Aufführungsdaten und Vorverkauf unter www.kellertheater-bremgarten.ch

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