Einen musikalisch beeindruckenden Einstieg in das Jahr 2022 mit dem Jugend-Sinfonieorchester Aargau und dem Posaunisten Tobias Lang unter der Leitung von Hugo Bollschweiler in der Alten Kirche Boswil.
Alleine schon das Thema Glück als Konzertprogramm aufzunehmen, zeugt von einigem Mut. Dieses Thema aber auch noch musikalisch umzusetzen und erlebbar zu machen, war eine grosse Herausforderung für die jungen Musiker*innen des Jugend-Sinfonieorchesters Aargau (JSAG). Aber Hugo Bollschweiler verstand es einmal mehr die jungen Menschen in ihrer Lagerwoche im Künstlerhaus zu motivieren und so gemeinsam mit ihnen den gestellten hohen musikalischen Ansprüchen gerecht zu werden. Bereits mit dem Auftakt in das Konzert mit der «Fanfare pour précéder La Peéri» von Paul Dukas (1865 bis 1935) machten die jungen Musiker*innen deutlich hörbar, dass für sie vor Publikum spielen zu dürfen ein Glücksgefühl ist. In der vollbesetzten Alten Kirche gewannen sie die Besucher*innen und nahmen sie mit auf die gemeinsame musikalische Glücks-Reise. Im impulsiven Werk «Mała suita» von Witold Lutosławski (1913 bis 1994) liessen sie Stimmungsbilder entstehen – Musik, die die Welt in Bewegung setzt. Das Werk ist getragen von einer grossen Intensität, welche von dem Orchester hervorragend interpretiert wurde, aber stets im Einklang mit der Flötistin Delia Steiner stand, welche mit ihren Solosequenzen dem Ganzen immer wieder etwas beruhigendes, sanftes gab.
Posaune vom Feinsten
Die unzähligen Werke von Nino Rota (1911 bis 1979) sind in sich schon ein Genuss, denn sie sind getragen von einer sanften Bestimmtheit, Lebendigkeit und Bewegtheit. Das «Concerto per Trombone» wurde aber von Posaunist Tobias Lang und dem JSAG auf eine sehr eindrückliche Art interpretiert. Der Solist liess die Töne zu einer vibrierenden Klangwelt werden und gleichzeitig überzeugte er mit einer umgehend einkehrenden Sanftheit. In seinem Spiel spürte man die Wärme der Posaunentöne und gleichzeitig die Intensität, welche dieses Instrument zulässt – es war ein Posaunenspiel vom Feinsten. Die Interpretation des Werkes war getragen von einer Harmonie zwischen ihm und den Musiker*innen, als ob sie schon seit Jahren zusammenspielen würden. Angefügt sei, dass dieses Werk ein Lieblingsstück von Tobias Lang ist. Es sei ein interaktives Werk, da die Stimmführer*innen im Orchester ständig auf seine Soli reagieren müssen. Tobias Lang liess dann in seiner Solo-Zugabe noch einmal aufblitzen, wie wertvoll die Posaune in der Musikwelt ist.
«Fast» im gleichen Alter
Die Mitglieder des JSAG sind zwischen 17 und 26 Jahre alt und Nikolai Rimski-Korsakow (1844 bis 1908) begann als 17-Jähriger die Sinfonie Nr. 1 zu schreiben. Vollenden konnte er die Sinfonie erst 1865 nach der zweieinhalbjährigen Zwangspause aufgrund seiner Offiziersausbildung auf See. Die es-Moll-Sinfonie revidierte Nikolai Rimski-Korsakow 1884 stark und umfassend und transportierte das Werk in die Tonart e-Moll. So kam auch in Boswil die Sinfonie Nr. 1 e-moll, op. 1 zur Aufführung. Dieses Werk ist keine «leichte Glücks-Kost» für die Zuhörerinnen und für die Musikerinnen eine grosse Herausforderung es auf einem dem Werk gerechten Niveau zu präsentieren. Mit dieser Sinfonie hat der 17-jährige Komponist für die Musiker*innen ein Werk mit hohen Ansprüchen geschrieben. Die jungen Musiker*innen vom JSAG nahmen sie unter der Leitung von Hugo Bollschweiler aber an und wurden den Ansprüchen des Komponisten in allen Facetten gerecht. Sie liessen in ihrer Interpretation die Welt, in der Nikolai Rimski-Korsakow lebte, wieder aufleben. Man spürte die See, die Seefahrt, den Wind, das sicher sehr bewegte Leben des Komponisten und das war letztlich das Herausragende der Interpretation des Werkes vom JSAG. Und dem Programm entsprechend, verzichtete Hugo Bollschweiler mit seinen Musiker*innen auf eine Zugabe und wünschte einfach allen Besucher*innen viel Glück. Das sei ihm, Stefanie C. Braun (künstlerische CO-Leitung) und dem JSAG auch gewünscht.
Richard Wurz
10. Januar 2022
Bilder: Bettina Leemann
Weitere Konzerte «Glück» mit dem JSAG unter der Leitung von Hugo Bollschweiler und dem Posaunisten Tobias Lang finden am Freitag, 14. Januar um 19.30 Uhr in der Friedenskirche Olten und am Sonntag, 16. Januar um 17 Uhr im KuK Aarau statt. Weitere Informationen Tickets unter www.kuenstlerhausboswil.ch