«Grand Tour Caspar Wolf»
Vor siebzehn Jahren habe er Fotos über den Zustand der Gletscher gemacht und sich dabei auch mit der Malerei von Caspar Wolf (1735 bis 1783) befasst, erinnert sich Georg Aerni im Gespräch. In Vorträgen habe er die Gletscherwelt thematisiert und immer mit einem Bild von Caspar Wolf begonnen. «Da war das Überbordende von damals im Gegensatz zum Schrumpfteil von heute.» In seiner Projektarbeit wolle er sich auf das konzentrieren, was Caspar Wolf in seinen Bildern in höheren Lagen gemalt habe. Die Berge seien für ihn eine vertraute Welt und haben eine grosse Bedeutung für ihn, hielt Georg Aerni fest. Seine Landschaftsaufnahmen von damals zeigen die Gletscher von Schutt überzogen – der Gletscher wie er einmal war. Im Zusammenhang mit dem Projekt Caspar Wolf sei er noch einmal hingegangen, nach Andermatt, in die Schöllenen, Gotthard, Grimsel und Gadmental.
Georg Aerni
Er habe einen Blick hinein in die heutige Zivilisation genommen, um zu sehen, was gemacht wurde im Vergleich zu Wolf's Bilder. Er habe aber auch auf alten Fotografien nachgeschaut, was vorhanden war und was heute vorhanden ist. Auf die Bilder von Caspar Wolf angesprochen, meint Georg Aerni: «Ich will seine Bilder nicht kopieren, das geht nicht, denn in seinen Bildern ist eine gewisse Fiktion und das kann ich nicht einbringen», hält er fest, «und Caspar Wolf bringt Ansichten ein, die gibt es nicht.»
Ausschnitte mit Sichtbarkeit
Georg Aerni erinnert daran, dass Caspar Wolf in seinen Bildern die Landschaft verändert habe. Der Maler habe von seinen Möglichkeiten profitiert und überhöhte die Berge vertikal und verdichtete so die Landschaft – er versuchte zu dramatisieren. Er sei überzeugt, dass man mit Dramaturgie in der Fotografie die landschaftlichen Begebenheiten besser wiedergeben könne, so wie sie sind. «Ich kann die Landschaft ja nicht einfach verändern, aber mit einer bestimmten Lichtstimmung aufnehmen und sie so plastisch werden lassen.» Mit seinen Fotografien wolle er weniger Geschichten erzählen, denn er sei ein Beobachter und versuche in einem Bild eine gewisse Dichte hinzubringen. «Verdichten und Konzentration ins Bild bringen ergibt die Komposition.»
Er wolle mit seinen Fotografien keine Geschichten erzählen, aber das Gestern und Heute sichtbar machen, denn wenn man die Einschnitte von Heute wirklich sehe und sie mit Wolf's Bildern vergleiche, dann sind sie sehr radikal. So werden es keine Panoramabilder, sondern Fotos mit Ausschnitten, aber mit Sichtbarkeit.
Richard Wurz
21. April 2022
Bilder: Richard Wurz
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