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Sadhyo Niederberger hat eine breigefächerte Dokumentation zusammengestellt.
Kultur
Im Arbeitsprozess der Künstlerin Sadhyo Niederberger (*1962) entsteht ein künstlerisches Archiv – die Rauminstallation «Reading Caspar Wolf».
Datum: 22. April 2022

Die ersten Kontakte mit den Bildern von Caspar Wolf (1735 bis 1783) gehen auf die Schulstunden im Zeichnen zurück, erinnert sich Sadhyo Niederberger im Gespräch. Seit rund einem Jahr befasse sie sich aber sehr intensiv mit dem Schaffen und Wirken von Caspar Wolf und der damaligen Zeit, in der er lebte und arbeitete. In ihrer Arbeit seien Verbindungen zwischen dem Mittelalter und der Moderne entstanden, so Sadhyo Niederberger. So sei im Laufe der vergangenen Monate ein geistiges Archiv am Wachsen, so dass das Wirken und Leben von Caspar Wolf sichtbarer wird. «Es wird zu einem lebendigen Archiv, getragen von einer Sammlung mit Gedanken und Dokumenten verschiedener Menschen mit verschiedenen Ansichten.»

Eine Verbindung schaffen
Im Gegensatz zur Ausstellung könne man im «Reading Caspar Wolf» hinter und in die Arbeitsprozesse blicken. Antworten finden zu Fragen wie: Unter welchen Umständen hat Caspar Wolf was, wie und warum gemacht? Welche Themen hat er begründet, die in das Heute gehen? Wie waren damals für ihn die Rahmenbedingungen? Ein wichtiger Bestandteil sei auch das Mitwirken der Künstler*innen, die an der Ausstellung ihre Arbeit präsentieren, und mit Fotos, Texten, Dokumenten, Skizzen und Anmerkungen aufzeigen, was hinter ihrer Arbeit steckt, betont Sadhyo Niederberger. Diese Dokumentensammlung soll mit dazu beitragen, damit man hinter das Kunstobjekt sehen könne und so in Verbindung mit dem Kunstschaffenden und seiner Arbeit treten. «Das Archiv ist die Arbeit und verbindet sich mit allen Arbeiten.»

«Das Archiv bleibt ein Teil meiner künstlerischen Arbeit»

Sadhyo Niederberger

… und jetzt
Durch das Nachforschen habe sie einen wunderbaren Zugang zum 18. Jahrhundert und Verständnis für die Zeit von Caspar Wolf gefunden. Sie hält aber klar fest: «Seine Realität ist weit weg von meiner Realität und er ist keine Identifikationsfigur für mich.» Die Entscheide aber, die er in seiner Malerei getroffen habe, seien für seine Zeit hervorragend. Er habe es in der Umsetzung der Landschaften nicht immer so genau genommen, meint Sadhyo Niederberger. Man habe aber sicher in seiner Zeit einen malerischen Blick gehabt und keinen dogmatischen wie Heute, was richtig und was falsch ist. Sie hält unmissverständlich fest: «Ich behaupte, dass wir heute einen fotografischen Blick haben und so das Gesehene interpretieren. Caspar Wolf lebte in der vorfotografischen Zeit und nahm so verschiedene Blickwinkel ins gleiche Bild hinein.»

Auf ihre Arbeit angesprochen, meint sie, dass sie nicht so weit kam, wie sie wollte. Sie führe ja Themenstränge von damals in die heutige Zeit und das höre ja nicht auf. Sie werde das Archiv sicher weiterführen, betont sie, fände es aber toll, wenn das Archiv langfristig im Museum Caspar Wolf seinen Platz finden kann.

Richard Wurz
22. April 2022
Bilder: Richard Wurz

Weitere Informationen unter www.diezukunftkuratieren.ch/ und wwww.murikultur.ch/ und www.sadhyo.ch

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