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Im Atelier der Künstlerin Monika Müller.
Kultur
Das Steckenpferd der Künstlerin Monika Müller (*1969) sind die Spuren der toten weissen Männer.
Datum: 20. März 2022

In zwei grossen Wanderschaften verfolgte sie auf der Ostseeinsel Rügen die Reisen von Caspar David Friedrich (1774 bis 1840), einer der bedeutendsten Künstler der deutschen Frühromantik. Sie ist seinen Bild-Spuren nachgegangen und hat sie nach Recherchen vor Ort in einem Buch zusammengefasst. Ein ähnliches Projekt hat sie jetzt über den Maler William Turner (1775 bis 1851), ein sehr bedeutender englischer Maler, Aquarellist und Zeichner in der Epoche der Romantik, in Arbeit. Er hielt die Land- und Seelandschaften in seinen Bildern fest. Dieses Werk werde sie nach nochmaligen Reisen in diesem Spätfrühling fertig stellen. Als sie vom Projekt «Grand Tour Caspar Wolf» erfuhr, war aber für sie klar: «Das ist mein Mann.»

Landschaft erleben und erfahren
«Wie die drei Herren Friedrich, Turner und Wolf schreite ich die Wege ab, sammle mit Skizzen und Fotos die Eindrücke und arbeite dann damit im Atelier», erklärt Monika Müller im Gespräch. So habe sie die drei Wanderungen Innertkirchen/Gadmertal/Steingletscher, Grimsel/Lauteraarhütte und Schöllenenschlucht/Gotthard in Angriff genommen, um diese Berglandschaften und die Topographie zu erfahren. «Ich wollte bestimmte Abschnitte von Caspar Wolf festhalten und finden. Das war schwierig, war aber auch nicht mein erstes Anliegen», reflektiert Monika Müller ihre Arbeit vor Ort. Sie wollte wissen, wie die Berge heute genutzt werden. Die Wasserkraftwerke, Strommasten, Staumauern, Strassenbauten für den Tourismus seien auf ihren Wanderungen nicht weniger eindrücklich gewesen wie die Berge. «Alle tummeln sich zur Erholung in der Berglandschaft oder nutzen den Berg zur sportlichen Betätigung.» Man müsse aber alles differenziert betrachten, wenn die alten Säumerpfade und die heutigen Strassen sich kreuzen oder das Kraftwerk Oberhasli umfangreich Platz beansprucht. Vielleicht sei ja die Bergwelt gar nie so romantisch gewesen, meint sie nachdenklich. Jetzt habe man sich den Berg

«Ich bin auf meinen Wanderschaften ständig mit dem Auge am Zeichnen.»

Monika Müller

zu Nutzen gemacht und werde ihn nie mehr so sehen wie einst Caspar Wolf. Dies sei nicht zwingend eine ökologische Aussage, meint sie, denn es sei heikel, wenn eine solche belehrend wird. «Das Moralische liegt mir fern, denn es ist Tatsache, die Berglandschaften sind jetzt so», fasst Monika Müller zusammen.

Die Veränderungen miteinbeziehen
Sie lasse die Arbeit in einer gewissen Langsamkeit wachsen und entstehen und arbeite aus der Zeichnung oder Foto heraus, erklärt Monika Müller. Sie wolle aber alles vor Ort erkunden und erleben, beziehe sich aber gerne auf Historisches, denn das sei für sie sehr wertvoll in der Arbeit. Sie wolle aber den Caspar Wolf nicht nachzeichnen, aber das gestern-heute sichtbar machen. Seinerzeit habe Caspar Wolf den Auftrag gehabt für den Berner Buchdrucker und Verleger Abraham Wagner (1734 bis 1782) die nötigen Druckvorlagen zu malen für die «Merkwürdigen Prospekte aus den Schweizer Gebürgen» (1773). Jetzt entstehe eine neue Serie, die das jetzt Sehende einbezieht und sich zu einer Bildsprache entwickelt. Auf die «Merkwürdigen Prospekte» angesprochen, meint sie nach kurzem Nachdenken: «Aus den ‹Merkwürdigen Prospekten› werden die ‹sich würdig merken Prospekte› entstehen.»

Richard Wurz
1. April 2022
Bilder: Richard Wurz

Weitere Informationen unter www.diezukunftkuratieren.ch/ und www.murikultur.ch/ und www.monikammueller.ch

 

 
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