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Andreas Weber im angedachten Labor.
Kultur
Die Darstellung der Gletscher in den Bildern von Caspar Wolf ist eindrücklich. Darum setzt sich der Künstler Andreas Weber (*1962) mit der Gletscherthematik auseinander.
Datum: 20. März 2022

Für Andreas Weber ist Caspar Wolf nicht einfach ein Berg- und Landschaftsmaler, sondern ein Naturforscher. Er sei auf seinen Reisen in die Berge, um seine Bilder zu malen, stets in Begleitung von Geologen und Glaziologen gewesen, erklärt Andreas Weber im Gespräch. Das heisst, Caspar Wolf hat in seiner künstlerischen Arbeit stets die naturwissenschaftliche Sichtweise miteinbezogen. Dieses fachkompetente Einbetten der Naturwissenschaft in die Umsetzung der Gletscher in Ölgemälde sei für ihn der Anstoss gewesen, sich mit der Gletscherthematik auseinanderzusetzen, hält Andreas Weber fest. «Die Gletscher in den Bildern von Wolf und die Gletscher heute machen die Veränderungen in den Berglandschaften deutlich und sind ein Zeichen für den Klimawandel.»

Alle 16 Gletscher miteinbezogen
Für ihn sei es nicht zwingend gewesen die Gletscher zu Fuss zu erforschen, meint Andreas Weber. Er liess aber nicht unerwähnt, dass seine Wiege im Schatten des Vorderglärnisch gestanden sei. Nun habe er aber die digitalen Möglichkeiten und die Zusammenarbeit mit Fachleuten, unter anderem mit dem wissenschaftlichen Berater Dr. Andreas Linsbauer, genutzt, um eine Visualisierung möglich zu machen. Er gehe auf die 16 Gletscher ein, die Caspar Wolf gemalt habe und

«Es ist eine Auseinander-setzung mit dem, was wir haben.»

Andreas Weber

werde in einer abstrakten Darstellung die Veränderungen aufgrund der Daten bis zurück ins Jahr 1860, dem Ende der Eiszeit, dokumentieren und so auch die Sichtweise von Caspar Wolf. Das Ganze umfasst kartografische Daten seit 1850 bis zu den neueren im Jahr 2014.» Andreas Weber weist aber auch darauf hin, dass die Gletscher in der grossen Eiszeit sich rund 100 Meter talwärts vergrösserten und bis heute wieder rund 100 Meter zurückgegangen sind. «Insgesamt sind die Gletscher rund 50 Prozent zurückgegangen. Einige gibt es noch und viele sind verschwunden.»

Erinnerung an Eis und Schönheit
Mit seiner Installation will Andreas Weber aufgrund von Daten die Gletscherveränderungen transparent machen. Es werde eine Gletschergrotte geben mit einem Glitzerberg auf den ständig Wasser tropft. «Es soll ein Forscher- und Entdeckungserlebnis sein, in das man ohne Erwartungen einsteigt, dafür bereit ist zu entdecken.» Er erinnert aber auch daran, dass mit Caspar Wolf vieles bildlich aufgebrochen wurde und so den Zugang zu den Bergen beeinflusst habe, so dass die Berge mit Tourismus und Bauwerken während den vergangenen 250 Jahren massiv überzogen wurden. So hält Andreas Weber etwas nachdenklich fest: «Unserer Sicht der Berge ist verklärender als jene von Caspar Wolf, der mit seinem nüchternen Blick malte. Und für die Verluste in den Bergen sind die Menschen mitverantwortlich.» Er erinnert aber daran, dass Caspar Wolf nicht zum «Schön-Maler» verurteilt gewesen sei. Er war die «Druckvorstufe» für die Produktion, denn seine Bilder dienten als Vorlage für die Erstellung von entsprechenden Ansichtskarten. Daraus entstanden im Jahre 1773 im Auftrag des Buchdruckers und Verlegers Abraham Wagner (1734 bis 1782) die «Merkwürdigen Prospekte aus den Schweizer Gebürgen». In seinem Labor wird Andreas Weber transparent machen, was mit den Gletschern geschehen ist.

Richard Wurz
8. April 2022
Bilder: Richard Wurz

Weitere Informationen unter www. http://diezukunftkuratieren.ch/ und www.murikultur.ch/ und www.andreasweber.tv

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