Hommage an die Kulturgeschichte
Die Tournee sei bestens vorbereitet und die rund sechzig jungen Musiker:innen haben sich am Künstlerhaus Boswil eingefunden und sind bereit für eine intensive Probenwoche, erklärte Stefanie C. Braun, Künstlerische Co-Leitung und Projektleiterin, im Gespräch. Die einzelnen Register führt Hugo Bollschweiler, Künstlerische Co-Leitung und Dirigat, zusammen, holt sie motivierend da ab, wo sie stehen, nimmt sie mit und lässt so mit diesen jungen Menschen ein Klangbild entstehen, das zu einem musikalischen Erlebnis wird.
Ein weiterer Schritt vorwärts
Einen wichtigen Platz im ganzen Gefüge nimmt die Konzertmeisterin ein. Sie ist letztlich der Verbindungsfaden innerhalb der einzelnen Register und zwischen dem Dirigenten und dem Orchester. Die JSAG-Konzertmeisterin Mirjam Steinmann fühlt sich daher verantwortlich für den Klang und die Zusammenarbeit mit dem Dirigenten. «Das gegenseitige Verständnis und der Respekt dem anderen Menschen gegenüber sind wichtig und letztlich entscheidend», betonte sie im Gespräch. Mit dem Geigenspiel habe sie als 5-Jährige begonnen und in den vergangenen Jahren neben der Aus- und Weiterbildung wertvolle Erfahrungen machen können. Sie spielte unter anderem im Quartett von Lehrer Jens Lohmann (Musik Konservatorium Zürich) die erste Geige und war in seinem Streichorchester «Stringendo» Konzertmeisterin. Im JSAG habe sie bereits mitgespielt, spiele nun im Gustav Mahler Jugendsinfonieorchester und nun nach einem Jahr JSAG-Pause auch wieder im JSAG und konnte mit grosser Freude die Aufgabe als Konzertmeisterin übernehmen. Diese Position innerhalb eines Orchesters sei für sie eine Herausforderung der gestellten Verantwortung gerecht zu werden, hielt sie fest.
Als Freund und Helferin begegnen
Die ersten Proben müssen vorbereitet sein und das Repertoire müsse sie kennen, erklärte Mirjam Steinmann. So könne sie die jungen Musiker:innen begleiten, motivieren zu spielen, auch wenn es ganz neu ist und einen Link zwischen den Bläser:innen und Streicher:innen aufbauen und pflegen. Die Distanz zwischen ihnen sei manchmal schwierig, daher brauche es einen Punkt, wo sie sich stützen können. «Es braucht jemanden, der den Wagen weiterzieht.» Dabei dürfe aber nicht vergessen werden, dass man vieles gelernt und ausgeübt hat, weil man es im Körper spürte, betonte sie. Diese Arbeit mit den jungen Menschen sei für sie einfach toll, denn man könne sehr direkt aufeinander zugehen ohne zu verletzen – Begegnungen als Freund und als Helferin auf Augenhöhe. Letztlich soll es eine kreative Probenwoche sein, die allen etwas mitgeben wird. Es sind sich aber eigentlich alle einig: «Wir haben's schön auf unserem Boswiler grünen Hügel.»
Vogue – neue Töne
Von Salonmusik und British Light über das sinnlich-verruchte Saxophon und die Exotik Südamerikas bis hin zum Tanzflächenbrandstifter Walzer. Zwischen dem ausgehenden 19. Jahrhundert bis kurz vor dem 2. Weltkrieg erstreckt sich eines der aufregendsten Kapitel der neueren Musikgeschichte. Vitalität, Neugier und pure Experimentierfreude stehen für die Innovationskraft der Klassik.
Das JSAG spielt Werke von Cécile Chaminade (1857 bis 1944), Eric Coates (1886 bis 1957), Mozart Camargo Guarnieri (1897 bis 1993) und Maurice Ravel (1875 bis 1937). Als Mittelpunkt des Konzertes steht «Scaramouche op 165c – Suite pour saxaphone et orchestre» von Darius Milhaud (1892 bis 1974) mit der jungen Solistin Lisa Wyss (Saxophon).
Vogue! – eine Hommage an eine aussergewönliche Ära der Kulturgeschichte.
Richard Wurz
29. Dezember 2024
Bilder: Annita Spitzaki /zVg
Das Konzert «Vogue» findet am Sonntag, 5. Januar 2025 um 11 Uhr in der Alten Kirche Boswil statt. Weitere Aufführungen am Donnerstag, 9. Januar 2025 KUK Aarau, Freitag, 10. Januar 2025 Französische Kirche Bern und Samstag, 11. Januar 2025 Kirche Sankt Jakob Zürich jeweils um 19.30 Uhr. Weitere Informationen unter www.kuenstlerhausboswil.ch