Das Konzert ist nur die eine Seite ‒ flautando gab in seinem Tages-Workshop in der Alten Kirche Boswil Einblick in die andere Seite.
Flötenevents und -Kurse sind im Rahmen des Künstlerhauses Boswil seit Jahren zur beliebten Tradition geworden. Auch die Querflöte hat längst ihren festen Platz im Veranstaltungsprogramm. Mit Flautando hat Projektleiter Stefan Keller unter der Schirmherrschaft des Künstlerhauses Boswil das 20. Veranstaltungsjahr der Boswiler Flötenevents eingeläutet. Eingeladen sich aktiv zu beteiligen am diesjährigen Workshop «Flöte Aktiv» waren am vergangenen Samstag vom Amateur bis zum Profi, alle MusikerInnen und PädagogInnen. Sie kamen alle, um diesen jährlichen interessanten Tag gemeinsam mit anderen Querflöteninteressierten zu erleben und Neues zu entdecken.
Wie und Warum
Einen kulturellen Bogen spannte Erich Tiefenthaler, der die traditionelle japanische Shakuhachi-Flöte präsentierte. Das Interessante daran war aber, dass er den Teilnehmenden anhand des Shakuhachi-Stück «Hon Shirabe» in die Geheimnisse der japanischen Notenschrift einführte und aufzeigte, dass es möglich ist, das Shakuhachi-Spiel auf die moderne Querflöte zu übertragen. Im Gespräch zwischen Christian Sprenger und Stefan Keller konnte man die Vielfalt der Bassquerflöte entdecken. Christian Sprenger ist Soloflötist beim Sinfonieorchester des Mitteldeutschen Rundfunks und hat sich vor allem auf die Bassflöte spezialisiert.
Zum guten Flötenspiel ist der richtige Atem mit entscheidend, so erfuhren die Teilnehmenden mehr über die Bedeutung der solaren und lunaren Atemtypen und ihre positiven Auswirkungen im Ensemblespiel. Auf die Thematik des Ensemblespiels gingen die Mitglieder des Ensembles Quintessenz aus Leipzig ein. Sie vermittelten dabei viel Wissen, wie man ein Ensemble gründen kann und liessen die Teilnehmenden im Ensemble aktiv mitmachen.
Das Ziel ist die Weltbühne
Den Einstieg in den Workshop-Tag gab die 14-jährige Deborah Schmid und da kam man schon ins Staunen, wie die noch sehr junge Querflötistin bereits auf einem sehr ansprechenden Niveau zu spielen weiss. Die aufgeführten Werke forderten ein hohes Niveau, doch Deborah Schmid nahm die Herausforderung gekonnt an und begeisterte mit ihrer bereits vorhandenen Virtuosität das Publikum. Sie interpretierte die Stücke klar und prägnant und liess die ZuhörerInnen ihre Freude am Flötenspiel deutlich spüren.
Im anschliessenden Gespräch mit Stefan Keller gaben dann Deborah Schmid, ihre Mutter sowie ihr Lehrer Felix A. Dorigo einen kleinen Einblick in ihre eigene Musikwelt. Das Zusammenspiel von Deborah Schmid mit den beiden Pianistinnen Jasmin Schlegel und Kristine Sutidze war getragen von einer ausgezeichneten Harmonie. Die drei Interpretinnen haben wohl einen unterschiedlichen Werdegang, aber alle drei haben bereits mit sechs Jahren mit dem Musizieren begonnen.
Deborah Schmid wirkt nicht abgehoben, wenn man ihr nach dem «offiziellen Teil» begegnet. Auf das Kompliment, dass sie für Alter bereits schon auf hohem Niveau spiele, meinte sie mit einem Lächeln: «Man kann noch Vieles verbessern, wie unter anderem das Wissen über die Komponisten und ihre Werke, die Technik, die Tonkultur und der Auftritt.» Ihre Welt sei sicher die Musik und die Weiterbildung in diesem Bereich, aber neben dem Besuch des Kunst- und Sportgymnasium Rämibühl Zürich, Sologesang an der Musikschule Konservatorium Zürich (MKZ), Mitglied des Kammerorchesters MKZ und des Winterthurer JugendSinfonieOrchester betreibe sie noch aus purer Freude zum Ausgleich Kunstturnen. Das Ziel aber bleibe: «Ich will die Weltbühne der Musik erreichen.» Da blieb einem nur noch viel Glück und Erfolg zu wünschen und dann einmal den Termin in der Tonhalle Zürich nicht zu verpassen, wenn das junge Talent auf einer der Weltbühnen zu hören ist.
Den Abschluss dieses interessanten und lehrreichen Workshop-Tages bildete das Surround-Surprise Konzert «QUERbeet» mit dem Leipziger Querflötenensemble Qintessenz, Deborah Schmid (Querflöte), Erich Tiefenthaler (Shakuhachi und Querflöte), Beda Ehrensperger (Schlagzeug) und Stefan Keller (Alt- und Bassquerflöte).
Richard Wurz
11. November 2018
Bilder: Richard Wurz