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«Wir sind noch einmal davongekommen» – sind wir das? Das Kellertheater Bremgarten gibt mit seiner Eigeninszenierung die Antwort – vielleicht.


home k'thea wirsind gruppeEs ist die Geschichte des ewigen Kampfes des zivilisierten Menschen mit sich selbst und der Gesellschaft, die der Autor Thornton Wilder (1897 bis 1975) 1942 geschrieben hat. Mit seinem Stück «Wir sind noch einmal davongekommen» hat er ein modernes Welttheater geschaffen. Eine engagierte Gruppe aus dem Kreis des Kellertheaters hat auf überzeugende Art die Mundart-Übersetzung geschaffen, erklärte Regisseur Dodó Deér anlässlich der Medienorientierung. «Es ist eine grosse Herausforderung für das gesamte Ensemble, vor und hinter der Bühne», hielt Dodó Deér fest. Man bewegte sich zwischen drei Zeitepochen voller Katastrophen und Neubeginn, von der Eiszeit über die Sintflut bis zum Weltkrieg. Hinzu komme noch die Unsicherheit aufgrund der aktuellen Pandemie-Situation, meinte Martin Indlekofer, Regieassistenz und Produktionsleitung, denn es musste eine für alle tragbare Situation geschaffen werden. «Es müssen sich alle wohl fühlen können.»

Zuversicht mit sanfter Ironie
Die Pandemie mit ihren Auswirkungen war der Auslöser, dass man das Stück von Thornton Wilder gewählt habe, hielt Dodó Deér fest. Die Kleinfamilie mit dem Ehepaar Antrobus, George (Hans Jörg Gygli) und Maggie (Grazia Gampà), dem Sohn Henry (Sebastian Meier), der Tochter Gladys (Fabienne Bossart) und dem Hausmädchen Sabina (Anja Betschart) durchlebt drei existenzielle Katastrophen, hört aber nie auf an einen Neubeginn zu glauben. Da es neben Egoismus und Gewalt auch Nächstenliebe und Erfindergeist gibt, ist man zuversichtlich, dass die Menschheit immer wieder gerettet wird. So verliert George Antrobus trotz allen Gefahren und Versuchungen nie den Glauben an die Menschheit, weiss aber auch klar den Mann zu markieren, während Maggie Antrobus schon fast ein Idealbild der sorgenden Mutter ist. Thornton Wilder deckt mit seinem Stück auf, dass der Mensch selbst der Verursacher der Katastrophen ist. Die Gleichzeitigkeit von Historie und Gegenwart und die Austauschbarkeit der Rollen in einer Person auf der Bühne werden aber für die Theaterleute und das Publikum gleichermassen eine vergnügliche Herausforderung, so Dodó Deér. Und er ergänzt etwas ironisch: «Die Gegenwart wird bald Vergangenheit sein.»

Mit der Geschichte «Wir sind noch einmal davongekommen» führt einem Thornton Wilder einerseits, aber auch das Theaterensemble andererseits, für einen Moment das Alltägliche vor Augen und hinterlässt Spuren. Aber Dodó Deér hält mit einem sanften Lächeln fest: «Wir inszenieren keine moralisierende Geschichte, aber Ecken und Kanten darf es schon haben.» Das Spiel auf der Bühne wird ohne Pause gespielt und nach rund 120 Minuten ist Schluss – aber das Spiel geht weiter und im Kellertheater kann man einen nachhaltig wirkenden Augenschein nehmen, wie es ausgehen könnte.

Richard Wurz
10. Februar 2022
Bilder: Richard Wurz

Die Premiere von «Wir sind noch einmal davongekommen» findet am Samstag, 26. Februar um 20 Uhr im Kellertheater Bremgarten statt. Weitere Vorstellungen, Beginn 20 Uhr: jeweils Freitag/Samstag, 4./5.; 11./12.; 18./19.; 25./26. März und jeweils am Mittwoch 9.; 16.; 23. März und am Sonntag, 20. März um 17 Uhr. Vorverkauf: Café Bremgarten, Marktgasse 20, Bremgarten, Telefon 056 633 44 22 oder www.kellertheater-bremgarten.ch

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