Mit «Spieloptimierung» verliessen die Theaterleute der Jungen Bühne Bremgarten gekonnt die Komfortzone, die man doch so gerne pflegt.
Angesagt war ein Seminar, in dem es das Ziel zu erlernen gilt, materiellen und gesellschaftlichen Erfolg zu erreichen und dabei gleichzeitig auch noch zufrieden zu sein. Die sieben Theaterleute der Jungen Bühne Bremgarten hatten unter der künstlerischen Leitung von Simon Landwehr mit ihrer Eigenproduktion «Spieloptimierung» gleich eine Steilvorlage vorgegeben. Was landesüblich an wöchigen Seminarien doziert und probiert wird, schaffen sie kompakt und erfolgreich in zwei Stunden auf die Bühne zu bringen. Und sie überliessen es den BesucherInnen sich bequem zurückzulehnen, auf Distanz zu bleiben und einfach den Abend zu geniessen oder sich auf diese aktuelle Situation, die man ja aus dem Alltag kennt, einzulassen.
Man war ein willkommener Zaungast
Die sieben Theaterleute widerspiegelten die Wünsche endlich erfolgreich die Karrierenleiter besteigen zu können aus sieben verschiedenen Bereichen der Wirtschaft. Und dazu nutzten sie, sehr symbolisch, einen Spielplatz als Austragungsort und nicht einen leblosen Seminarraum. Dabei gab jeder jedem die Gelegenheit, wenn auch nicht immer freiwillig, sich selber ins beste Licht zu rücken. So überliessen sie auch grosszügig dem Publikum die Rolle des Zaungastes, der einfach mal zuhören und sich ein Bild darüber machen sollte, wie schwer es ist, sich als Jungmanager durchzusetzen. In der Rolle des passiv Beobachtenden konnte man sich dann also einfach über das Spiel freuen, bei einzelnen Szenen oder Anmerkungen lachen oder sich fragen, was soll das Ganze eigentlich. Ganz im Stile eines erprobten Seminars brachten die jungen SchauspielerInnen in Wort und Gestik wichtige Themen ins Gespräch, überliessen die Antworten aber dem Zaungast. Obwohl sie diesem immer das Gefühl gaben, dass sie eigentlich mehr wüssten, als sie bereit sind herzugeben und öffentlich darzulegen. Sie liessen das Publikum einerseits einfach im luftleeren Raum stehen und zum anderen banden sie es aber auch gekonnt in die Thematik ein, wenn man sich denn darauf einlassen wollte.
Nachdenken oder einfach machen?
Man kann den Theaterabend einfach so hinter sich lassen, so nach dem Motto «diese Jungmanager werden schon noch erwachsen werden», das ergibt sich dann irgendwann mit der Zeit schon. Gerade das aber lassen die Theaterleute mit den treffenden Texten und der gestalterischen Umsetzung ihrer Situation einfach nicht zu, denn sie machen aus der Spielwiese eine Plattform, die nachdenklich stimmt. Die Theaterleute haben es auf eindrückliche Art verstanden, die Situation des angestrebten Erfolges, der vielfach einfach ausbleibt, dem Publikum näher zu bringen. Sie diskutieren ein alltägliches Gesellschaftsthema lebendig und kritisch auf der Bühne und schaffen damit ein Stück, das man sich zur Gemüte führen sollte. Fazit des Abends ist denn auch, dass ein kurzer Moment des Nachdenkens manchmal ganz gut tun kann.
Richard Wurz
14. Oktober 2018
Bilder: Bettina Leemann
Die Aufführungen von «Spieloptimierung» im Kellertheater Bremgarten finden wie folgt statt: 24. / 26. / 27. Oktober jeweils um 20.15 Uhr. Ticketsreservationen und weiter Informationen unter www.kellertheater-bremgarten.ch
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