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Zum ersten Mal trat im Festsaal des Klosters Muri ein professionelles Musikensemble aus Nordkorea auf.


muri korea 2Was erwartet das Publikum von einem Musiktrio plus einer Soloviolinistin aus Nordkorea, wenn sie in die Schweiz reisen, um hier ein kleines aber feines Konzert geben? Nun, diese Frage ist nicht ganz einfach mit einem einzigen Satz zu beantworten. Zum einen muss man sich einmal klar werden, wie diese vier hochkarätigen MusikerInnen überhaupt den Weg nach Muri finden. Dies ist dem engagierten Murianer Oboisten Renato Bizzotto zu verdanken, der selbst über mehrere Jahre in Schanghai gelebt hat und damit eine besondere Beziehung zu Asien pflegt.

Eine Idee wird realisiert
Renato Bizzotto hatte vor rund zwei Jahren die Idee, einen kulturellen Austausch mit MusikerInnen aus Nordkorea in die Wege zu leiten. Ursprünglich sollte Renato Bizzotto mit einer Formation im Frühling am Frühlingsfestival in Pjöngjang spielen. Allerdings gelang dieses Unterfangen schliesslich nicht. Nichtsdestotrotz lud Renato Bizzotto ein Ensemble zum Musizieren in die Schweiz ein und am vergangenen Wochenende war es dann endlich soweit. Drei Musikerinnen und ein Musiker waren in der Begleitung des Chefdirigenten des Nationalen Symphonieorchester, Ju Hyok Chae, in die Schweiz gereist, um im Festsaal des Klosters Muri ein hochkarätiges Konzert zu geben.

Romantische Klänge und koreanische Musik
Auf dem Programm des Abends mit dem Titel «East meets West» standen einerseits Werke von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840 bis 1893), Frédéric Chopin (1810 bis 1849) und Johannes Brahms (1833 bis 1897), andererseits traditionelle nordkoreanische Volkslieder. Vor allem auf die letzteren war man im Publikum gespannt, denn man wollte doch erfahren, wie denn die Musik in Nordkorea so klingt. Schliesslich blickt auch diese auf eine langjährige Tradition zurück. Doch wer sich auf fremdländische Klangwelten eingestellt hatte, wurde an diesem Abend in Muri nicht vollends zufrieden gestellt. Die Volkslieder waren an diesem Abend dem Ensemble für Streichinstrumente und Klavier gerecht arrangiert und auch leicht modernisiert worden. Das Publikum musste dabei schon sehr genau hinhören, wenn man «Nordkorea» in den dargebrachten Stücken hören wollte. Sehr stromlinienförmig, schon fast an Filmmusik erinnernd, kamen die drei dargebotenen Werke daher. Trotz allem waren sie ein Klangerlebnis und legten auf eindrückliche Art und Weise dar, dass diese MusikerInnen ihr Handwerk mehr als verstehen. Dementsprechend wurden die Interpretationen mit lang anhaltendem Applaus und stehenden Ovationen bedacht. Es war ein intensiver Konzertabend, der dem Publikum präsentiert wurde, und man konnte nur staunen über die grosse Virtuosität und Intensität, mit der die Stücke hier im Festsaal gespielt wurden.

Der Anfang einer langen Beziehung
Klar wurde an diesem Konzertabend aber auch, dass sich beide Seiten für die Zukunft eine Vertiefung der Beziehungen wünschen. Ganz nach dem Motto, dass die Musik eine universelle Weltsprache ist, hat man die Absicht, weitere Kontakte zu pflegen. Gerne würden die nordkoreanischen MusikerInnen einmal gemeinsam mit einem Schweizer Ensemble musizieren. Auch Renato Bizzotto ist neugierig und möchte in den nächsten Jahren einmal nach Nordkorea reisen, um weitere MusikerInnen kennenzulernen, aber auch um dort selbst Musik machen zu können. Man darf also gespannt sein, was sich aus dieser überaus spannenden musikalischen Begegnung für die Zukunft ergeben wird. Die ersten zarten Bande sind zumindest geknüpft und sollten nun gefestigt werden.

Bettina Leemann
21. Oktober 2018
Bilder: Bettina Leemann

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