Das Jugendorchester Freiamt (JOF) unter der Leitung von Anne-Cécile Gross präsentierte am vergangenen Wochenende ein Konzert voller Leidenschaft und Seele.
Die temperamentvolle Dirigentin Anne-Cécile Gross, verlangt viel von ihren noch sehr jungen MusikerInnen. Dies wurde dem Publikum am vergangenen Wochenende einmal mehr deutlich vor Augen geführt. Unter dem Motto «Les Passions de l'âme» hatte die künstlerische Leiterin ein überaus anspruchsvolles Programm zusammengestellt. Musikalisch machte sie einen Sprung vom Barock bis in die Neuzeit und blieb dabei dem Motto, Emotionen und Gefühle, wie sie von unterschiedlichen Komponisten musikalisch umgesetzt wurden, treu. Mutig war dabei unter anderem, dass sie das Werk «Company» von Philip Glass (*1937) unter dem Motto Einsamkeit in die einzelne Sätze zerlegte und ihr junges Orchester zwischen den einzelnen Werken immer wieder einen Satz aus diesem Werk spielen liess. So wurde die Einsamkeit in allen ihren Facetten zu einer ständigen Begleiterin durch das gesamte Programm hindurch.
Grosser Auftritt für jungen Trompeter
Ein weiterer grosser Programmschwerpunkt bildete ausserdem das barocke Werk «Heldenmusik» von Georg Philipp Telemann (1681 bis 1767). Hier hatte auch Ganvai Friedrich, der Solist im Rahmen von JOFuture, seinen grossen Auftritt. Dem gerade einmal 12-jährigen Trompetenspieler aus Niederrohrdorf war die Nervosität vor dem Auftritt deutlich anzuspüren. Er wirkte eher angespannt und nicht alle Passagen gelangen ihm an dem Abend in Boswil wunschgemäss. Das Orchester allerdings sorgte für einen soliden Boden und trug seinen Solisten musikalisch wunderbar durch die einzelnen Sätze.
Gefühle in allen Variationen
Während man im barocken Werk von Telemann, vor allem die höfische Etikette musikalisch vorgesetzt bekommen hatte, war man im Werk von Henryk Mikolaj Górecki (1933 bis 2010) die Wut aus dem Werk «Quasi una fantasia» deutlich zu spüren. Und in der Bearbeitung des Intermezzo aus der «Cavaleria Rusticana» von Pietro Mascagni (1863 bis 1945) war der Schmelz der Liebe mehr als deutlich herauszuhören. Sehr humorvoll war schliesslich der Abschluss des Abends mit den beiden Stücken von Leroy Anderson (1908 bis 1975), nämlich «Waltzing Cat» und «Plink, Plank, Plunk» hatte das junge Orchester die einmalige Gelegenheit sich von seiner lockeren Seite zu zeigen. Mit viel Energie und spielerischem Witz kamen die beiden Stücke daher und waren damit ein gelungener Abschluss des durchaus anspruchsvollen Abends. Einmal mehr hatte das JOF eindrücklich unter Beweis gestellt, dass auch mit überaus jungen StreicherInnen, anspruchsvolle Werke gespielt werden können und, dass diese jungen Menschen durchaus bereit sind, mehr als nur ein bisschen Freizeit in klassische Musik zu stecken.
Bettina Leemann
26. November 2017
Bilder: Bettina Leemann