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Es gab eine Zeit vor twittern, taggen, liken, sharen, und musikalisch tönte diese Zeit ganz reizvoll.


Maurice Steger 1«Baroque Twitter» hiess das Programm, welches dem Publikum im Festsaal Kloster Muri kürzlich serviert wurde. Für das «Gezwitscher» im Stile des Barocks waren der Flötist Maurice Steger und die Sopranistin Nuria Rial zuständig. Musikalisch unterstützt wurden die beiden vom Kammerorchester Basel, das unter der Leitung von Julia Schröder stand.

Von Liebesgeflüster und Streitgesprächen
So ganz anders haben die Unterhaltungen im Barock wohl gar nicht getönt. Zumindest rein musikalisch bekam das Publikum an diesem Abend vom Streitgespräch bis hin zum sanften Liebesgeflüster alles zu hören. Dabei war es eine wahre Freude den beiden Solisten Maurice Steger und Nuria Rial nicht nur zu lauschen, sondern sie auf der Bühne auch in Aktion zu sehen. Gemeinsam mit dem Kammerorchester Basel gab es einen munteren Dialog und Schlagabtausch, der voller Esprit und musikalischer Spielfreude war. Diesen MusikerInnen glaubte man von der ersten Minute an, dass ihnen das Spielen der barocken Werke mehr als nur Freude bereitet. Es ist längst zu einer Passion geworden und diese wiederum vermögen sie auf das Publikum zu übertragen. Nur zu gerne hörte man ihnen zu und malte sich, auch wenn die Worte oft nicht verstanden wurden, die verschiedenen Szenen vor dem inneren Auge einfach aus.

Wahre Meister der Kunst
Maurice Steger auf seiner Flauto und je nach Stück Flautino überzeugte einmal mehr mit atemberaubenden Trillern und schnellen Läufen. Ihm macht man so schnell nichts vor, doch in der Sopranistin Nuria Rial hat er eine musikalische Partnerin gefunden, die mit ihm auf Augenhöhe zu musizieren versteht. Wenn die beiden gleichzeitig auf der Bühne stehen, dann entsteht so etwas wie ein magischer Moment. Die beiden Vollblutmusiker werden zu einer Einheit, schaukeln sich gegenseitig hoch, stacheln sich an und fordern sich heraus. Dies zur wahren Freude des Publikums, das fasziniert auf seinen Stühlen sitzt und diese sprudelnde, perlende und zwitschernde Musik einfach nur geniesst und sich glücklich schätzt an diesem Abend den Weg in den Konzertsaal gefunden zu haben. Eines sei allerdings an dieser Stelle klar festgehalten. Das letzte Wort bei diesem Konzert hatte nicht das Orchester, das ebenfalls vorzüglich musizierte und den beiden Solisten den nötigen Boden für ihre Eskapaden bot, und teilweise sogar kräftig mitmischte in den einzelnen Dialogen, und auch nicht die Solistin. Das letzte Wort hatte an diesem Abend der Flötist. Maurice Steger und seine Art zu spielen ist immer wieder aufs neue faszinierend und begeisternd. Nuria Rial mit ihrer überaus warmen und ausgeglichenen Sopranstimme konnte allerdings bestens dagegen halten. Es war ein überaus stimmiger Abend, dem man da beiwohnen durfte. Ein Abend mit einem überaus angenehmen Gespräch oder Gezwitscher auf die «gesittete» Art des Barocks.

Bettina Leemann
13. Mai 2018
Bilder: Bettina Leemann

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