Bremgarten ist wieder im Operettenfieber. Durch die Gassen tönen Hits wie „Ich bin die Christel von der Post“ oder „Schenkt man sich Rosen in Tirol“.
Die Aargauer Prominenz aus Politik und Wirtschaft und die Operettenfans liessen es sich nicht nehmen, am vergangenen Samstag die Premiere von „Der Vogelhändler“ im Casino zu Bremgarten zu besuchen und vor allem zu geniessen.
Eine besondere Inszenierung zum Jubiläum
Die Operettenbühne Bremgarten blickt auf das 40-Jahre-Jubiläum zurück und hat sich anlässlich dieses Geburtstags das Stück „Der Vogelhändler“ von Carl Zeller geschenkt. Einmal mehr kann sich dabei das Publikum auf eine schöne Operetteninszenierung freuen. Die Kostüme sind traditionell gehalten, das Bühnenbild punktet mit einigen modernen Effekten. Der Chor glänzt in seinen Partien, die Solisten und das Orchester sind weitgehend überzeugend. Es ist alles so, wie man sich eine gelungene Operetteninszenierung vorstellt.
Grosses gesellschaftliches Ereignis
Es war alles gekommen, was Rang und Namen hat in den Bezirken Muri und Bremgarten. Viele Grossrätinnen und Grossräte, Nationalräte, eine Regierungsrätin, der Stadtrat in corpore und natürlich die Sponsoren und ganz viele Operettenfans, die der Operettenbühne Bremgarten schon seit vielen Jahren die Treue halten, sie alle waren zur Premiere ins Casino gepilgert. Mit dem „Vogelhändler“ von Carl Zeller steht eine überaus bekannte Operette auf dem Programm.
Die meisten der Gäste hätten wohl bei einer spontanen Befragung gängige Arien wie „Ich bin die Christel von der Post“ oder „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ nennen oder gar anstimmen können. So erwartete man viel von diesem Abend, und man wurde nicht enttäuscht. Dieser Abend bot schlichtweg alles, was das Operettenliebhaberherz begehrt. Warme Melodien, imposante Chorpassagen und eine Balletteinlage; ein Bühnenbild, das zwischendurch einen Hang zum Kitschigen hatte; und natürlich eine überaus liebevolle traditionelle Kostümierung.
Spritzige Dialoge und frische Solostimmen
Doch eine Operetteninszenierung ist mit einem guten Bühnenbild, stimmigen Kostümen und Requisiten noch lange nicht gemacht. Sie steht und fällt mit den vielen verschiedenen Charakteren, die auf der Bühne und im Orchestergraben ihr Bestes geben. Das Orchester unter der Leitung von Andres Joho vermochte sowohl die Solistinnen und Solisten, als auch dem imposanten Chor musikalisch den Boden bereiten. In den Chorpassagen war der Orchesterklang satt und mitreissend, in den Solopartien an angebrachter Stelle wunderbar fein und tragend. So macht Musik Spass und überzeugt und begeistert das Publikum.
Die Sängerinnen und Sänger auf der Bühne wussten ihre Stärken sehr gekonnt ins Licht zu rücken. Frisch und frech überzeugte die Briefchristel, gesungen und gespielt von Melanie Wurzer, mit einem wunderbaren hellen Sopran. Von der Rollenanlage einiges dezenter und reifer kam die Kurfürstin Marie, gespielt von Cecilia Berglund, daher. Auch sie wusste das Publikum zu begeistern. Einen schweren Stand gegen die initiativen Frauen haben in dem Stück die Männerrollen. Der Vogelhändler Adam, gegeben von Daniel Zihlmann, war überaus charmant und vor allem im zweiten und dritten Akt glanzvoll. Der Baron Weps mit Erich Bieri und sein Neffe Stanislaus, gespielt von Daniel Camille Bentz, gaben die perfekten Intriganten. Überaus witzig und mitreissend waren Urs Mühlethaler als Professor Würmle und Roger Thommen als Professor Süffle. Perfekt passten auch andere Besetzungen, so der Dorfschulze Schneck von Erwin Heusser.
Doch der „Vogelhändler“ lebt nicht alleine von grossartig gesungenen Solopartien, sondern vor allem auch von den spritzigen Dialogen und dem gekonnten Inszenieren der Handlung. Da wurde dem Premierenpublikum wahrlich viel geboten. Der Abend gefiel und wurde zum Schluss mit stehenden Ovationen bedacht.
Bettina Leemann
27. März 2017
Nähere Informationen zur Produktion: „Der Vogelhändler“ der Operettenbühne Bremgarten lassen sich auf www.operette-bremgarten.ch abrufen.