In Muri stehen das Fagott und die Oboe im Mittelpunkt – 50 Oboist*innen und Fagottist*innen aus ganz Europa nehmen am internationalen Meisterkurs teil.
In Europa ist er in dieser Form einmalig, der Meisterkurs «the muri masterclass» für Oboe und Fagott, und kann jetzt in der laufenden Woche bereits zum dritten Mal durchgeführt werden. Für die Student*innen ist es nach einer längeren Zwangspause aufgrund der Pandemie das erste Mal, dass sie sich wieder mit Musikerkolleg*innen treffen, austauschen und gleichzeitig der musikalischen Weiterbildung widmen können. Die fünfzig jungen Musiker*innen werden von Dozenten auf höchstem Niveau unterrichtet. Es sind dies David Walter, Jean-Louis Capezzali und Gregor Witt (Oboe) und Carlo Colombo, Stefano Canuti und Matthias Rácz (Fagott). «Wir konnten ohne Probleme starten und das Niveau der Teilnehmenden ist sehr gut», meinte ein zufrieden lächelnder Renato Bizzotto, künstlerischer Leiter von «the muri masterclass», im Gespräch. Die Musiker*innen kämen aus ganz Europa, wobei Italien sehr stark vertreten sei. Aus Schweizer Sicht sind es drei Teilnehmende, auch aus Wien sind drei Studierende anwesend, welche die Wiener Oboe spielen, also ein bisschen die Wiener Oboenszene vertreten. Er sei aber auch sehr glücklich darüber, so Renato Bizzotto, dass wieder eine Fachausstellung mit zwölf Austellern stattfinden kann. Da können sich die Studierenden über das Angebot informieren und vor Ort neues ausprobieren.
Oboe ist nicht einfach Oboe
Es sei sehr wertvoll und für den Alltag motivierend, dass man sich nach eineinhalb Jahren wieder mit Musikerkolleg*innen treffen könne, betonen die Oboistin Kerstin Steinbauer und der Fagottist Leonardo Bizzotto im Gespräch. Der 22-jährige Murianer Leonardo Bizzotto ist zurzeit auf musikalischem Heimaturlaub und wird unter anderem im Jugend-Sinfonieorchester Aargau in Boswil und mit Bizzotto&Friends musizieren. Im Herbst geht es dann wieder nach Manchester für sein letztes Studienjahr. «Ja, ich freue mich hier zu sein und Freunde zu treffen, denn ich war langsam am Anschlag der Inspirationen», fasst er die aktuelle Situation zusammen.
Die 19-jährige Kerstin Steinbauer stammt aus Wien, studiert an der Hochschule für Musik in Wien und will als Oboistin ihren Weg in der Welt der Musik machen. Sie sei in einer nicht musikalisch geprägten Familie aufgewachsen und eigentlich vor rund zehn Jahren rein zufällig auf die Oboe als Instrument gekommen und dabei geblieben – aus Überzeugung. Sie spiele aber nicht einfach Oboe, sondern eine Wiener Oboe und das sei schon etwas Spezielles, denn dieses Instrument sei ausserhalb Wiens nicht verbreitet. Die Wiener Oboe unterscheidet sich von der bekannten französischen Oboe durch eine andere Bauweise und ihren Klang.
Die beiden Musiker*in sind glücklich darüber, bei welchen hervorragenden Dozenten sie den Meisterkurs absolvieren können – und auch ein bisschen stolz. Es sei ihnen im Gespräch mit ihren Dozenten möglich über den eigenen Stand zu diskutieren, Fehler anzugehen und Neues zu entdecken und zu lernen. «Diese fachlichen Auseinandersetzungen brauchen wir in unserer weiteren Entwicklung.» Zurück kommend auf ihren Entscheid Oboe zu spielen, meint Kerstin Steinbauer: «Wenn ich das alles gewusst hätte, was ich heute weiss, hätte ich ein anderes Instrument gewählt.» Damit spricht sie vor allem die Rohre an, die es für das Instrument braucht und für die in Wien die Auswahl nicht gerade gross ist. Die Konsequenz daraus sei, dass man sie selber bauen müsse. Da hat es Leonardo Bizzotto ein bisschen einfacher, denn er hat familiär gesehen einen Hauslieferanten. Ja, das sei so, meinte er, aber es sei nicht befriedigend. So habe ihm sein Lehrer Stefano Canuti klar gemacht, dass er erst ein hundertprozentiger Fagottist sei, wenn er die Rohre selber herstelle. Die Arbeit lohne sich, meinen beide, denn so habe letztlich ihr Instrument erst den eigenen Klang.
Richard Wurz
27. Juli 2021
Bilder: Richard Wurz
Am Donnerstag, 29. Juli und Freitag, 30. Juli finden jeweils um 19.30 Uhr in der Aula Bachmatte, Muri, die Konzerte der Kursteilnehmer*innen statt.
Die Fachausstellung findet am Donnerstag, 29. Juli und Freitag, 30. Juli jeweils von 9.30 Uhr bis 18 Uhr im Festsaal des Klosters Muri statt. Das Konzert «Die Oboe durch drei Jahrhunderte» im Rahmen der Ausstellung findet am Freitag, 30. Juli um 11 Uhr im Refektorium des Klosters Muri statt.
Weitere Informationen unter www.murimasterclasses.ch