Im Reusspark in Niederwil wird zur Zeit der Westflügel des ehemaligen Klosters Gnadenthal umgebaut und an die heutigen Bedürfnisse angepasst.
Das Bauen in historischen Gebäuden kann immer mal wieder Überraschungen bereithalten. Damit müssen sich zur Zeit auch die Bauarbeiter im Westflügel des Klosters Gnadenthal immer mal wieder auseinandersetzen. Bei einer Begehung der Baustelle, eröffnet sich nicht nur ein ungewohnter Einblick in das ehemalige Kloster, sondern Thomas Gratwohl, der Leiter des technischen Dienstes vom Reusspark, kann auch das eine oder andere Detail näher erklären.
Sorgsamer Umgang mit historischer Bausubstanz
So hat man teilweise alte Decken oder auch Böden für die Zeit des Umbaus ausgelagert und wird sie dann zu einem späteren Zeitpunkt wieder einbauen. «Auch die alten Tonplatten aus dem Kreuzgang wollten wir herausnehmen und einlagern, aber das hat nicht geklappt», erläutert der technische Leiter und fährt weiter fort, dass man nun allerdings eine Firma gefunden habe, welche solche Tonbodenplatten noch herstellen könne und nun neue eingebaut würden. Aktuell klafft allerdings eine grosse Lücke quer durch alle Böden von oben bis unten in dem Gebäude, denn in diesem Teil soll der neue Bettenlift eingebaut werden. «Wir mussten den Lift etwas verschieben, weil beim Abbruch Stützen hervorkamen, die wir so in den Plänen nicht gesehen haben und auch alte Mauerreste kamen zum Vorschein, daher musste man reagieren»», hält Thomas Gratwohl fest. Allgemein muss man beim Umbau immer mal wieder vorsichtig und flexibel sein. Nicht alles ist in den Plänen, die man über das Gebäude findet, festgehalten und teilweise fehlen auch detaillierte Pläne, wie man vom technischen Leiter erfahren kann.
Hand in Hand mit Denkmalpflege und Archäologie
Aufgrund der Tatsache, dass es sich beim Kloster Gnadenthal um historische Gebäude handelt, deren Grundmauern bis ins Mittelalter zurück reichen, ist die Denkmalpflege und die Archäologie des Kantons Aargau relativ häufig auf dem Platz, um Material zu sichern und zeichnerisch und fotografisch festzuhalten. Dadurch kann sich der Umbau auch immer wieder verzögern. Aktuell ist man allerdings lediglich drei Monate im Rückstand, was bei einem solchen grossen Projekt, es wird immerhin rund 10 Millionen kosten, nicht beunruhigend ist. Wenn man Thomas Gratwohl fragt, was denn nun seit Baubeginn Neues ans Tageslicht gekommen ist, kann er auf ein paar Mauerreste hinweisen, die wohl aus dem 15. Jahrhundert stammen. Auch einige aus dieser Zeit stammende Tonscherben hat man gefunden und die Reste eine Abfallgrube, in der die Archäologen Essensreste geborgen haben. In einem der Zimmer kam unter dem aktuellen Boden ein alter Boden mit Musterung hervor. Diesen wird man allerdings wieder überdecken. Auch ein Rundbogen, der bei früheren Umbauarbeiten zugemauert wurde, hat man gefunden. Doch auch ihn wird man nicht erhalten.
Anpassungen an heutige Bedürfnisse
Vor allem weil das Gebäude schliesslich weiterhin im Rahmen von «Betreutem Wohnen» genutzt werden soll, sind teilweise massive Eingriffe notwendig. So müssen in alle Zimmer Nasszellen eingebaut werden. Trotzdem nimmt man, wo man kann, auf die historische Bausubstanz Rücksicht. Das zeigt sich auch im Dachgeschoss, das ebenfalls Zimmer beherbergen soll. Mitten in einem Zimmer wird ein alter Balken zu liegen kommen. Den kann man nicht einfach herausnehmen. Dafür wird der Bewohner oder die Bewohnerin dieses Zimmers eine einmalige Aussicht auf die Reuss geniessen können. Es tut sich viel im Reusspark in Niederwil und mit Respekt gegenüber den historischen Gebäulichkeiten wird man hier ein Kleinod und ein lebenswertes Umfeld für die BewohnerInnen schaffen.
Bettina Leemann
29. Juli 2018
Bilder: Bettina Leemann