Ein letztes Mal kann der Rösslistammtisch zu Villmergen genossen werden. Die Theatergesellschaft Villmergen (TGV) macht es möglich.
Vor über 160 Jahren geschah im Freiämter Dorf Villmergen einiges – die Theatergesellschaft Villmergen wurde gegründet und Lunzi Koch, der Kammerdiener, geboren. Nun wird im geschichtsträchtigen Rösslisaal, den es ab Ende Jahr nicht mehr geben wird, die Lebensgeschichte von Lunzi Koch in all ihren Facetten auf die Bühne gebracht ˗˗ man trifft sich noch einmal zum traditionellen Stammtisch und lauscht den Geschichten. An diesem Stammtisch sei Geschichte geschrieben und solche erzählt worden, meinte Niklaus Meyer, langjähriger Theateraktivist in Villmergen und Region, anlässlich der Medienorientierung. Er hielt aber mit einem Lächeln und unmissverständlich fest: «Ich habe hier viel Zeit verbracht, auch wenn nicht mein ganzes Leben.»
Nicht einfach eine Theatergeschichte
Eigentlich könne man noch nichts Genaues sagen – oder doch, meinte Regisseur Paul Steinmann, der auch auf der Basis des Romans «Der Kammerdiener» von Lorenz Stäger das Drehbuch geschrieben hat. Und es gibt schon das Eine oder Andere zu sagen, denn in dieses Theatererlebnis sind 29 Theaterleute involviert, die 70 verschiedenen Rollen auf 30 unterschiedlichen Schauplätzen umsetzen müssen, und das alles im Rösslisaal. Da stehen Fragen, wie kommt man von Villmergen nach Havanna oder als Villmerger ins Gespräch mit Winston Churchill und Karl May, plötzlich im Raum. Als zusätzliche Komponente kämen noch die zahlreichen Romanzen im Leben von Lunzi Koch dazu, so Paul Steinmann. Folglich müsse viel über die Kostüme und die Bühnenbilder sichtbar gemacht werden und das sei eine grosse Herausforderung für alle Beteiligten, auf und hinter der Bühne.
Im Moment sei Vieles im entstehen, erklärte Paul Steinmann. Dies mit dem klaren Ziel, dass die Geschichte glaubwürdig wirke und nicht einfach eine Theatergeschichte sei. Es sei allen Theaterleuten bewusst, dass an einem speziellen Ort gespielt werde und es sich bei Lunzi Koch um einen «Villmerger Urahn» handle. Dieser habe Villmergen einfach verlassen, um als Kammerdiener die Welt zu entdecken, kam zurück und wusste viel zu erzählen – eben am Stammtisch im Rössli und die Villmerger fühlten sich verbunden mit der Welt. In den Erzählungen «Der Kammediener» vermischten sich die realen und die fiktiven Geschichten miteinander. So bleibe sicher die Frage, was denn wirklich wahr ist. Robert Stäger und Lorenz Stäger haben sich sehr intensiv mit dem Leben von Lunzi Koch auseinandergesetzt und dieses auch schriftlich festgehalten. Sie sind dafür verantwortlich, dass die Lebensgeschichte des «Kammerdieners» auch die Menschen von heute begeistert und neugierig macht. Mit der Realisation des Theaterstücks wird nun quasi ein neues Kapitel geschrieben.
Die Premiere von «Der Kammerdiener» im Rösslisaal geht am 31. August über die Bühne. Zur Zeit wird sehr intensiv geprobt, der Saal entsprechend dem Geschehen angepasst. Was noch fehlt und dringend gesucht wird, sind Wienerstühle, sprich alte Saalstühle.
Richard Wurz
23. Mai 2018
Bilder: Richard Wurz und zVg
Weiter Informationen und Vorverkauf unter www.theater-villmergen.ch oder Telefon 079 728 77 18, Mittwoch von 16 bis 18 Uhr und Samstag von 10 bis 12 Uhr.