Für einmal konnte die Sommerserenade tatsächlich draussen im Klosterhof Muri über die Bühne gehen. Das Publikum war eingeladen zu einem «romantischen» Abend voller Gesang.
Die Zürcher Sing-Akademie unter der Leitung von Florian Helgath ist einer der besten Chöre in der Schweiz. So kam das Murianer Publikum in den Genuss eines wahren Wohlklangs, der perfekt mit dem Ambiente des Klosterhofes harmonierte. Seit langer Zeit konnte nämlich die Sommerserenade wieder einmal im Freien stattfinden und so traf man sich auf den hölzernen Klappstühlen zwischen Bogenhalle und Pflegi Muri um dem Gesang zu lauschen und gleichzeitig die einmalige Atmosphäre eines Openair-Konzertes zu geniessen. So war man gekommen und hatte in Anbetracht der doch eher kühleren Abendstunden sich auch entsprechend gekleidet oder Decken mitgebracht, so dass man an diesem Abend nicht frieren musste. Dann stand aber dem puren Genuss nichts mehr im Wege, denn der Chor machte vom ersten Stück an klar, dass er an Perfektion rein von der sängerischen Qualität keine Wünsche offenlassen würde.
«Romantik» pur im Klosterhof
Unter der Leitung von Florian Helgath hatte die Zürcher Sing-Akademie ein überaus anspruchsvolles Programm zusammengestellt, das zu einem grossen Teil musikalisch in der Romantik oder in der zeitgenössischen Musik zu lokalisieren war. Als grosse Klammer waren Lieder von Felix Mendelssohn Bartoldy (1809 bis 1847) aus dem Zyklus «Im Freien zu Singen» gesetzt. Dazwischen gab es kaum gehörte Werke des Schweizer Komponisten Hans Huber (1852 bis 1921). Hier in diesen Werken, welche explizit für Männerchöre geschrieben wurden, kam die ganze Strahlkraft der hevorragenden Männerstimmen zum Ausdruck, während die Frauen ihr Können mit Johannes Brahms (1833 bis 1897) unterstützt von einer Harfe, gespielt von Sarah Verrue und zwei Hörnern, gespielt von Olivier Darbellay und Andrei Aiordachioei, unter Beweis stellten. Die wunderbaren Melodien und Naturbeschreibungen, welche der Chor an diesem Abend sängerisch umsetzte, liess beim Publikum wohl kaum Wünsche offen. Wunderbar ausgeglichen waren die einzelnen Stimmlagen. Da dominierte keine die andere Stimme. Klar und weich waren die Soprani selbst in den höchsten Lagen und auch die Tenorstimmen standen diesen Ansprüchen in nichts nach. Warm und mit viel Körper setzten Alt und Bass ihre Stimmen ein und so wurde breitete sich im Klosterhof ein wunderbarer Wohlklang aus, der manch wohligen Schauer auslöste.
Etwas moderner, rein musikalisch gesehen, war dann der zweite Teil des Konzertes mit zwei Gesängen von Richard Strauss (1864 bis 1949) und den modernen Volksliedinterpretationen des Schweizer Komponisten Kurt Widorski (*1978) bewegte man sich auf klanglich überaus anspruchsvollem Terrain. Doch schliesslich beschloss man den Abend noch einmal mit Mendelssohns Liederzyklus und griff damit noch einmal tief in das romantische Repertoire. Gesättigt und vielleicht gar etwas berauscht war das Publikum zum Schluss der Sommerserenade, die ein wunderbares Erlebnis war.
Bettina Leemann
24. Juni 2018
Bilder: Bettina Leemann