Konzertveranstalter haben es in Zeiten des Corona-Virus nicht gerade einfach, denn zum einen müssen sie Gästelisten führen und zum anderen zögert auch das Publikum zu kommen.
Doch beim Young Artists Konzert, das von Musik im Festsaal und Murikultur im Refektorium des Klosters Muri stattfand, war zwar eine gewisse Zurückhaltung zu spüren, aber viele Menschen aus Muri und Umgebung wollten es sich nicht entgehen lassen, den Murianer Fagottisten Leonardo Bizzotto wieder einmal live zu hören.
Wäre das Leben der beiden Solisten Leonardo Bizzotto und Filip Michalak anders verlaufen, dann würden sie vielleicht heute beide bei Manchester United Fussball spielen. Zum Glück hat sie aber das Leben zur Musik geführt und so leben die beiden jungen Männer zwar inzwischen in Manchester, gehen aber dort an das renommierte Royal Northern College of Music. Während sich Leonardo Bizzotto, seit er elf ist, ganz dem Fagott verschrieben hat, fliegen die Finger von Filip Michalak behände über die schwarzweissen Tasten des Klaviers. Die beiden jungen Musiker sind zweifelsfrei zwei grosse Talente und stehen kurz davor, eine Musikerkarriere einzuschlagen. Dazu braucht es aber vielmehr als einfach nur Talent.
Manchmal hilft es, wenn man bei renommierten internationalen Wettbewerben mitmachen kann. So war da Konzert in Muri quasi ein «Testspiel» für Leonardo Bizzotto. Er trat nämlich mit drei Stücken auf, die er in einigen Wochen auch am international bekannten Musikwettbewerb «Prager Frühling» präsentieren wird. Es waren knapp 170 junge Musikerinnen und Musiker, die sich für den Wettbewerb angemeldet hatten und Leonardo Bizzotto konnte sich bei der ersten Selektion durchsetzen und eine der begehrten Einladungen ergattern. In Prag wird er mit 50 weiteren Fagottistinnen und Fagottisten aus der ganzen Welt an diesem Wettbewerb teilnehmen und versuchen eine der begehrten Auszeichnungen zu erspielen. Dazu braucht es nicht nur ein Quentchen Glück, sondern vor allem auch grosses Können und gute Nerven. Aktuell übt Leonardo fleissig und um auch einmal die Auftrittssituation zu testen, gab er eben dieses Konzert im Refektorium des Klosters Muri.
Programm quer durch die Musikgeschichte
Zu hören bekam das Publikum als erstes die Sonatine für Fagott und Klavier von Alexandre Tansman (1897 bis 1986). Das Stück zeichnete sich durch rasch wechselnde Harmonien und Rhythmik aus und ist daher vor allem technisch besonders anspruchsvoll. Mit der Sonate Nr. 1 in G-Dur von Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750) nahmen die beiden Musiker dann das Publikum mit in die Zeit des Barocks. Satt und ausgeglichen waren die Töne des Fagotts von Leonardo Bizzotto. Man hätte meinen können, dass die beiden jungen Musiker schon ein eingespieltes Team sind, denn sie musizierten wunderbar gemeinsam miteinander. Mit dem Werk «Après une lecture Dante: Fantasia quasi Sonata» von Franz Liszt (1811 bis 1886) liess der junge dänische Pianist das Publikum eintauchen in die Klangwelt von Franz Liszt. Die wunderbare Klavierkomposition rauschte wie ein Sturm durch das Refektorium und wie ein Regen prasselten die Töne auf das Publikum nieder. Hier sass wahrhaft ein Meister seines Fachs am Klavier. Zu Recht wurde sein Auftritt mit stehenden Ovationen gewürdigt. Mit Camille Saint-Saëns (1835 bis 1921), der Sonate für Fagott und Klavier in G-Dur kam dann noch ein französischer Meister zur Aufführung. Das anspruchsvolle und überaus klangmalerische Werk liess das Fagott noch einmal brillieren und mit dem Klavier in einen wundervollen Dialog treten.
Die Begeisterung des Publikums war berechtigt und die Zugabe des «Schwans» aus dem Karneval der Tiere, ebenfalls vom letztgenannten französischen Komponisten, liess die Matinée wunderbar ausklingen. Man kann mit gutem Recht sagen, dass das «Testpiel» geglückt ist und nun darf man zu Recht gespannt sein, welches Resultat Leonardo Bizzotto schliesslich aus Prag nach Muri bringen wird.
Bettina Leemann
08. März 2020
Bilder: Bettina Leemann