An der szenischen Klosterführung tauchen Fragen auf, deren Antworten man schon lange gerne gewusst hätte.
Die KlosterführerInnen werden zum Glück nicht müde, der interessierten Bevölkerung die Geschichte des Klosters Muri näher zu bringen. Und das machen sie mit viel Wissen, gesundem Humor und grosser Begeisterung. Eigentlich müsste man sich die Gelegenheit geben, mit jedem Einzelnen des Klosterführer-Teams das Kloster zu entdecken, denn haben doch die KlosterführerInnen immer wieder eigene Anekdoten aus der Klosterzeit bereit. Nun haben sie ein geschichtliches Theaterspektakel geschaffen, ernsthaft mit Wissen unterlegt und mit einem Schuss Ironie zum Schmunzeln versehen. Den Text hat Klosterführer Urs Pilgrim erarbeitet und Regisseur und Theatermacher Adrian Meyer hat diesen in Dialekt umgesetzt.
Das Damals näher bringen
So taucht das Publikum ein in das Jahr 1841, als die Mönche aus Muri vertrieben wurden. Alleine Pater Otmar musste sich im Auftrag des Abts für die Übergabe der Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Seine Cousine Josefine bot ihm in der Not Unterschlupf in Bremgarten, doch vorab wünschte sie sich von ihm eine Führung durch die Klosteranlage. Und so wird man nun mitgenommen auf diese einmalige Klosterführung, welche die Bauersfrau Josefine erhält. Diese wusste nicht sehr viel über das Kloster und das Innenleben des Klosters. Natürlich war Pater Otmar voller Lob über das Wirken der Klostergemeinschaft und stolz auf den Reichtum an Bildern, Skulpturen und kunstvollen Verzierungen, die alle eine Geschichte zu erzählen wissen. Pater Otmar führte Josefine gerne durch das Kloster, ahnte aber nicht, dass ihm Josefine etwas ungewohnte Fragen stellen würde. Natürlich sei es ein intensives Klosterleben gewesen, aber immer geprägt vom Glauben und Regeln, wenn man auch durchaus den weltlichen Genüssen nicht abgeneigt gewesen war, betont Pater Otmar im Dialog mit seiner Cousine. Er unterstreicht seine Aussagen aber immer wieder mit dem Kreuzzeichen, denn alleine darin liege die göttliche Macht.
Die Botschaft ist es
Die Fragen von Josefine sind so direkt und erfrischend, dass Pater Otmar sich manchmal seinem Amt gebührend mit lateinischen und griechischen Ausdrücken behilft und diese im belehrenden Ton der einfachen Bauersfrau Josefine zusätzlich noch in ihrer Sprache verständlich macht. So sei die Krypta keine Krippe, wie Josefine meint, und schon gar nicht romantisch, sondern ein romanischer Bau. Und die Heilkräuter von Hildegard von Binningen seien sehr wertvoll gewesen, aber letztlich sei es der Glaube, der doch zur Gesundheit beitrage. Und als im Jahre 550 Abt Benedikt vergiftet werden sollte, habe dieser das Kreuzzeichen über dem Becher gemacht und das Gift sei ausgeflossen. Pater Otmar hält dazu unmissverständlich fest, dass es nicht auf die Einzelheiten des damaligen Vorganges ankomme, sondern es sei immer die göttliche Botschaft, die zähle. Josefine ist ein wenig verwirrt und es liegen ihr noch viele Fragen auf den Lippen wie zum Beispiel was den Wilhelm Tell auf den wunderschönen Scheiben im Kreuzgang verloren habe.
Wertvoller Einstieg ins Klosterleben
Er habe mit grossem Interesse die Grundgeschichte in den Dialog in Dialektform aufgeschrieben, meinte Adrian Meyer im Gespräch. Dies obwohl er nicht sehr eng mit dem Kloster verbunden sei, habe ihm diese Arbeit einen interessanten Einblick in das Klosterleben gegeben. Im Vordergrund sei gestanden, dass zwischen Pater Otmar und Josefine ein interessantes und aufschlussreiches Zwiegespräch entstanden sei. Da die «gwundrige» Josefine, dort der alleswissende und zum Teil die Geschichte beschönigende Pater Otmar. Für die BesucherInnen sei es sehr spannend mit auf diese Führung zu gehen, denn die weibliche Figur, Josefine, weiss eigentlich nichts und so kann man ihr in ihrem Windschatten durch das Kloster folgen und allerlei Informationen auf unterhaltsame Art und Weise aufsaugen. Für den Dialog sind die KlosterführerInnen (Kirsty Räber, Lea Wey, Peter Hochuli und Michael Rahn) in ihren Kostümen verantwortlich. Unter der Leitung von Regisseur Adrian Meyer lernen sie nun, diesen Dialog möglichst lebendig zu gestalten und dann in Zukunft an die KlosterbesucherInnen weiter zu geben. Eines ist auf jeden Fall sicher. Auf der szenischen Klosterführung erfährt man einiges zum Kloster Muri und dem damaligen Klosterleben, dass man so noch gar nicht wusste.
Richard Wurz
21. April 2018
Bilder: Richard Wurz
Der szenische Rundgang mit Pater Otmar und Josefine im Kloster Muri findet am Sonntag, 6. Mai, um 10, 11, 14 und 15 Uhr statt. Anmeldung ist unter