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Ein Eintauchen in eine andere Welt von Musik und Wort mit Bibi Vaplan in der Alten Kirche Boswil.

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In ihrem ersten Buch «E las culus dals pleds/Und die Farben der Worte» schreibt Bibi Vaplan in einem ihrer Texte «Heutzutage ist man nirgends mehr sicher ... Überall kommt irgendwo Musik raus». An ihrer «Sofalesung» war es eine Wohltat zu erfahren, dass sie damit die Bank, das Café, den Bus und den Coop meint, und keinesfalls ihre eigene Musik, denn man fühlte sich, trotz relativ weniger ZuhörerInnen, sehr sicher und bestens aufgehoben. Präsentiert wurde der Sofaabend vom Künstlerhaus Boswil und «Sofalesungen». Als Einstieg in den Abend stellte Stefanie C. Braun, aus dem Team des Künstlerhauses Boswil, das Buch «In die Wärme nach Boswil – 10 Lebensgeschichten aus einem Altersheim für Künstler 1960 – 1991» von Daniela Kuhn vor.

Klar ist klar
Eigentlich sei alles klar, meinte Bibi Vaplan so zwischen ihren Liedern, fügte aber gleich mit einem Lächeln an: «oder doch auch nicht?» Die Kompositionen ihrer Lieder und die Texte stammen alle aus der Feder von Bibi Vaplan und am Sofabend begleitete sie sich selbst am Klavier. Zu den einzelnen Liedern wusste sie immer eine dem Text zugrunde liegende Geschichte zu erzählen ‒ zur Freude all jener, die das Bündnerland wohl lieben, aber es unterlassen haben, die Romanische Sprache zu erlernen, im Bündnerischen Dialekt. Woher die Inspiration zu ihren Texten und Kompositionen kämen, sei schwierig zu definieren, meinte Bibi Vaplan. «Sie sind eine Wiedergabe meiner Gedanken im Alltag und dem, was ich um mich herum sehe und erlebe.»
Wenn auch vieles nicht zwingend klar sein muss, mit ihrem Konzert nahm sie das Publikum mit auf eine bildnerische Reise, die erlebnisreich und klar war. Es war ihre warme Stimme, getragen von einer Melancholie, mit der sie in einer begeisternden Intensität das Publikum in ihre Liederwelt und Musikalität mit einbezog. Sie setzte eine sehr eigene Klangwelt um, so eigen und doch tiefgründig mit ihrer Stimme, dem Klavierspiel und den Texten. Man konnte sich nicht ausklinken, sondern man war mitten drin im Geschehen ihrer Welt.

«Chi voul fingià ...
viver in libertà scha la parschun es plü dastrusch?», fragt Bibi Vaplan in einem ihrer Texte in ihrem Erstlingswerk «E las culurs dals pleds/Und die Farben der Worte». Keine einfache Ausgangssituation auf diese Frage «Wer will schon in Freiheit leben wenn das Gefängnis so nahe liegt?», eine Antwort zu finden. Bibi Vaplan versteht es aber in ihren Kurztexten sprachlich viele Spuren zu öffnen, ohne Antworten zu geben. Das ist gerade das, was dieses Buch so lesenswert macht, denn man kann ihre Texte einfach nehmen und lesen, sie in einem ruhen lassen oder als Gedanke aufnehmen und lächeln oder mit Nachdenken beginnen.
Bibi Vaplan liess es nicht dabei sein, einfach in beiden Sprachen aus ihrem Buch zu lesen, sondern brachte ihre Texte noch mit Geschichten in Verbindung, in denen sie erzählte, wie diese Kurztexte entstanden sind und welchem Zusammenhang sie zum alltäglichen Leben stehen. Die Texte im Buch sind sowohl in Deutsch und Romanisch festgehalten, allerdings muss man sich einer anderen Lesegewohnheit bedienen. Dafür bleibt man beim Lesen, in Bewegung. Muss man doch das Buch stets drehen, um die Gedanken in Deutsch oder Romanisch lesen zu können.
Es war ein musikalisch-literarischer Abend der besonderen Art und man stellte sich gerne zum Schluss die Frage: «Hallo! Ist das alles? Oder kommt noch mehr?». Und man ging in der Überzeugung, dass von Bibi Vaplan sicher noch mehr kommen wird, auch wenn es an diesem Abend genügen musste.

Richard Wurz
19. Juni 2017
Bilder: Richard Wurz und Bettina Leemann

Die beiden Bücher «In die Wärme nach Boswil – 10 Lebensgeschichten aus einem Altersheim für Künstler 1960 – 1991» und «E las culurs dals pleds/Und die Farben der Worte» sind im Buchhandel erhältlich.

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