Michael Schneider, der Geschäftsführer des Künstlerhauses Boswil, hat dem Kulturleuchtturm mitten auf dem Land ein Gesicht gegeben. Nun verlässt er aber den Ort der Musik per Mitte 2019.
Das Künstlerhaus Boswil ist als Ort der Musik vielen kulturbegeisterten Menschen ein Begriff. Dass dies der Fall ist, verdankt die Institution mitten auf dem Land Michael Schneider, der in den letzten dreizehn Jahren das Haus als Geschäftsführer geleitet hat, dem Künstlerhaus die entsprechende Ausrichtung gab und damit im Wesentlichen dafür verantwortlich ist, dass die Alte Kirche Boswil und das Künstlerhaus auch international gesehen auf ein vielbeachtetes Renomée zählen können. Mit der Ausrichtung ganz auf Musik und damit auf klassische Musik hatte Michael Schneider damals einen wichtigen Entscheid gefällt und dadurch dem Künstlerhaus ein klares Profil gegeben. Nun aber wird der omnipräsente Geschäftsführer per Mitte Jahr seinen Job niederlegen und einen neuen Anfang wagen.
Die Institution soll profitieren
Die Kündigung von Michael Schneider überraschte auch Kulturkenner und so fragte man sich rasch einmal, ob er denn mit seinem Job nicht mehr zufrieden ist. Dies schloss Michael Schneider in einem persönlichen Gespräch allerdings aus. Er geniesse noch immer die Arbeit am Künstlerhaus Boswil. Er brenne nach wie vor für das Konzept, doch nachdem er dreizehn Jahre diese Arbeit hier am Künstlerhaus ausgeübt habe, stellte sich für den 54-Jährigen die Frage, ob er denn diese Arbeit bis zu seiner Pensionierung ausüben möchte und ob denn das für ihn und die Institution überhaupt sinnvoll sei. «In den dreizehn Jahren hier habe ich meine Ideen eingebracht und ganz Vieles realisiert», resümierte er. Dass in dieser Zeit am Künstlerhaus aber auch viele eigene Ideen zurückstehen mussten, versteht sich auch. «Ich konnte in meiner Zeit hier am Künstlerhaus längst nicht mehr so viel komponieren wie ich wollte», meinte der Komponist Michael Schneider. Für sich und seine kreative Kompositionsarbeit wolle er in Zukunft wieder mehr Zeit haben. «Ich möchte einfach etwas ändern, so lange es noch geht. Wenn ich jetzt noch zwei oder drei Jahre warte, ist es vielleicht schon zu spät und hier und jetzt habe ich noch Lust etwas zu ändern», fasste er weiter zusammen. Es wird deutlich, dass ihm der Entscheid, das Künstlerhaus Boswil zu verlassen nicht leicht gefallen ist, aber dass er ihn nüchtern und pragmatisch zu seinen und zu Gunsten der Institution gefällt hat.
Michael Schneider
Die Institution Künstlerhaus massgeblich geprägt
Michael Schneider hat das Künstlerhaus tatsächlich massgeblich geprägt. Unter seiner Leitung kam die Fokussierung zum Ort der Musik. Unter seiner Leitung wurden auch diverse Projekte zur Förderung von Jugendlichen angestossen. «Heute bilden wir hier am Künstlerhaus pro Jahr rund 200 Jugendliche weiter oder aus, ein Faktum, das in der Öffentlichkeit immer noch viel zu wenig bekannt ist.» Dazu gehören Projekte wie das Jugendorchester Freiamt, das Jugendsinfonieorchester oder das Ensemble Boswil und Projekte für zeitgenössische Musik oder Meisterkurse. Sie alle wurden von Michael Schneider unterstützt und entwickelt. Gleichzeitig konnte er auch den Anbau des Foyers realisieren. Den Umbau des Sigristenhauses wird er allerdings nicht mehr betreuen. Auf die Frage, ob ihm das nicht schwer falle, meinte er, dass es schon nicht leicht sei, aber er habe das Projekt gut aufgegleist, die Finanzierung würde stehen und Baubewilligungen liegen vor, so dass das Projekt nur noch umgesetzt werden müsse. «Ich kann dieses Projekt mit gutem Gewissen in andere Hände übergeben», hielt Michael Schneider fest. Gewachsen ist das Künstlerhaus Boswil in den letzten Jahren kontinuierlich. Heute arbeiten auf dem «Hügel» fünfzehn Leute, die sich 700 Stellenprozent teilen.
Michael Schneider ist der Meinung, dass man damit an eine natürliche Grenze gekommen ist. Dies gelte auch für die Anzahl der Veranstaltungen, die im Rahmen des Künstlerhauses durchgeführt werden. «Wir sind inzwischen bei einem jährlichen Budget von etwas mehr als zwei Millionen», erklärte der scheidende Geschäftsführer. Damit sei man aber an einer Grenze angekommen, die sich nicht mehr problemlos finanzieren lasse, denn Gelder für kulturelle Veranstaltungen zu finden sei nicht immer ganz einfach.
Das Künstlerhaus Boswil wird sich auch in Zukunft weiter entwickeln. Davon ist Michael Schneider restlos überzeugt und es wird immer auch ein Ort für verrückte und spannende musikalische Begegnungen bleiben, denn die Alte Kirche Boswil und der «Hügel» auf dem diese liegt, haben sich längst einen entsprechenden Namen in Fachkreisen gemacht. Ab August 2019 wird Michael Schneider aber das Künstlerhaus Boswil «nur» noch als Gast besuchen und das stimmt zum aktuellen Zeitpunkt für ihn. «Ich bin gespannt, was kommen wird und ich habe grosse Lust, etwas Neues anzupacken», waren seine abschliessenden Worte.
Bettina Leemann
28. Januar 2019
Bild: Bettina Leemann