Die Uraufführung von «Arc» vom Komponisten Michael Schneider am Boswiler Sommer war ein musikalisch sinnliches Erlebnis.
Man musste sich in Geduld üben, denn den Auftrag ein Werk für den Boswiler Sommer zu schreiben erhielt Michael Schneider vor zwei Jahren bei seiner Verabschiedung als Geschäftsführer des Künstlerhauses Boswil. Wie die Uraufführung anlässlich des Boswiler Sommers aber deutlich machte, hatte sich das Warten mehr als gelohnt.
In der Mitte zum Einklang
Mit seiner Komposition vollzog Michael Schneider eine Annäherung an die 35 Abschnitte des berühmten Labyrinths in der Kathedrale von Chartres. Das Ensemble mit Musiker*innen der Chaarts unter der Leitung von Gábor Takács-Nagy führte das Publikum eindrücklich und nachhaltig wirkend durch das Labyrinth. Die Suche nach dem Ziel, dem Innen des Labyrinths wurde zur Wanderung begleitet von einer aufrüttelnden Musik, die einem bewegte und gleichzeitig in eine Meditation voller Leben fallen liess. So wurde das musikalische Labyrinth nicht zu einem Irrgarten, sondern zu einem sich finden lassen der verschiedenen Töne und Klangbilder der neun Instrumente, die sich im Dialog fanden ohne die Eigenständigkeit zu verlieren. So begegneten sich auf dem einzigen Weg zum Mittelpunkt des Labyrinths das Violoncello dem Bassklarinett, die Altflöte dem Englischhorn oder die Viola dem Altsaxaphon und die Percussion gab mit ihren Klängen den Schritt vor und einem einen wertvollen Rückhalt auf dieser Reise.
Mit seiner Komposition «Arc» hat Michael Schneider eine Brücke geschlagen und eine Klangwelt, die einem unbekannt war, sichtbar gemacht. Man erlebte als Zuhörer*in für einen Moment, wie sich die Töne der verschiedenen Instrumente zu einem Dialog finden und einem eine Geschichte zu erzählen wissen – wie in einem Märchen.
Richard Wurz
7. Juli 2021
Bilder: Redaktion
Der Komponist MIchael Schneider im Gespräch unter www.freiamtplus.ch