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Das Abschlusskonzert in der Alten Kirche Boswil der Akademie für Neue Musik hat seine Spuren hinterlassen.


Boswil Flow 1Für einmal gehörte der Publikumsraum in der Alten Kirche den MusikerInnen und die Bühne dem Publikum. So sass man spürbar nahe am musikalischen Geschehen, war unmittelbar in die Klangwelt eingebunden ‒ in jene der Neuen Musik. Die MusikerInnen interpretierten unter der musikalischen Leitung von Jürg Henneberger, Hochschule für Musik Basel (FHNW), auf einem professionellen Niveau die Kompositionen und machten es so möglich, den Einstieg in die Welt der Neuen Musik zu wagen und zu erleben. Die Tonfolgen waren einem für das Erste zum Teil sehr ungewohnt, doch entstand im Laufe der Interpretationen bei aller Klangvielfalt ein Dialog zwischen den InstrumentalistInnen und sie liessen ein Klangbild entstehen.

Zwischen Improvisation und Konfrontation
Man kennt es seit längster Zeit in den verschiedensten Gattungen der Musik, die Improvisation. In der Neuen Musik werden aber Kompositionen zu einzelnen Themen erarbeitet und interpretiert. Es soll daher keine Abwertung sein, aber die vier aufgeführten Werke erinnerten an die Improvisation, was einem den Einstieg und das musikalische Verständnis erleichterte. So wurde die Neue Musik zu einem Klangteppich, auf dem man sich gelassen und gleichzeitig unbeholfen bewegen konnte, ohne das gesamte Klangbild zu verlieren.

Die Kompositionen konnten nicht gegensätzlicher sein, stellt man zum Beispiel «Disclosure» der britischen Komponistin Rebecca Saunders (*1967) «Alles Nahe werde fern» des argentinischen Komponisten Erik Oña (1961 bis 2019) einander gegenüber. Rebecca Saunders Werk war sehr intensiv und von impulsiven Tonfolgen mit abrupten Wechseln getragen, während Erik Oñas Werk sehr sanft und einfühlsam durch den Raum klang. In einer Group-Improvisation EBos with Live Gamer liess das Ensemble Boswil Neue Musik mit «Fremdkörper#3 with Michael Jackson» vom belgischen Komponisten Stefan Prins (*1979) ein interessantes Klangbild in der Alten Kirche entstehen, das nicht leicht zu verdauen, aber zu geniessen war. Bei «heartLung» der Komponistin Michelle Lou, USA, (*1975) wurde man leider total verunsichert, was das Ganze denn nun musikalisch werden soll. Die elektronische Interpretation war leider dermassen an Lautstärke überdreht, dass alle möglichen Nuancen nicht erkennbar waren und von Musikinterpretation, auch Neue Musik, war keine Rede. In Erinnerung bleibt aber auf jeden Fall die Live-Performance zu dem Computerspiel. Dieses erinnerte an die Nintendo-Zeiten. Das Männchen durchlief viele Hindernisse und das Ensemble Neue Musik Boswil untermalte das Spiel wie zu Stummfilmzeiten mit herrlicher Live-Musik.

Richard Wurz
13. Oktober 2019
Bilder: Bettina Leemann

Die nächste Meisterkurs-Phase der Akademie Neue Musik findet vom 17. bis 26. Januar 2020 im Künstlerhaus Boswil statt. Weitere Informationen unter www.kuenstlerhausboswil.ch

 

 

 

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