«Grand Tour Caspar Wolf»
Seit einigen Jahren interessiere sie sich besonders für die Beziehung zwischen Bild und Text und verwirkliche in Zusammenarbeit mit Autor*innen oder mit eigenem Text Künstler- und Objektbücher. «Ich stelle mir für das Projekt ‹Grand Tour Caspar Wolf› daher auch als ein Buch-Objekt vor.» Das Wandern, das Wandeln in den Spuren der Reiseschriftsteller liege ihrem künstlerischen Schaffen zu Grunde, erklärt Chantal Quéhen. Sie hält aber klar fest: «Sich in die Vergangenheit eines Künstlers hinein zu versetzen ist jedoch eine andere Sache, bei der es um das Imaginäre geht.» Dieses Projekt sei ihr aber sehr gelegen gekommen, denn sie wollte schon längst die Region um den Vierwaldstättersee entdecken. Mit dem Projekt verbinde sie ihre stete Beschäftigung mit Natur und Landschaft in Form von Skizzen und Zeichnungen, die sie während ihren Wanderungen festhalte. Die künstlerische Umsetzung sei begleitet von einem Tagebuch mit ihren Impressionen vor Ort und was sie dabei erlebe – «meine Gedanken bei der Suche in Hinsicht auf die Werke».
Chantal Quéhen
Die Alpen – ein Mysterium
Auf ihrer Wanderung wollte sie die Kapelle Maria zum Schnee entdecken, die Caspar Wolf mit Bleistift abgebildet hat. Diese Skizze berühre sie sehr wegen ihrer Anmut, ihrem Sinn für Details und ihrer Zerbrechlichkeit, so Chantal Quéhen. Dies erinnere sie auch an das Selbstporträt des Malers, als er 39 Jahre alt war. Es sei blass, aber mit sinnlichen Lippen, auf denen sich ein kommendes Lächeln abzeichne, erklärt sie. Es zeige einen klaren, sanften Blick, fast traurig, nur die imposante Nase zeuge von Willenskraft. «Was versteckt sich hinter diesem melancholischen Angesicht – Schüchternheit oder Unbehagen?» Andere Porträts habe Caspar Wolf nicht gemalt, doch habe er sich in seinen Landschaften dargestellt, diskret und klein und in Begleitung eines Bergführers oder einer Dame. So als ob er uns einladen will, an seinen Entdeckungen teilzuhaben und sich an dem gewaltigen Gebirge zu messen. «Eine Inszenierung, die uns Demut einflössen soll angesichts der elementaren Natur.» Für den Künstler sei es aber wohl der Stolz, neue Perspektiven transparent zu machen und einen Teil des Mysteriums der Alpen zu lüften, denn diese sogenannt mhystische Bergwelt zeige sich immer wieder widerspenstig. So bleibe jedes Gesicht und jeder Berg ein Rätsel für alle, die diese zum ersten Mal erblicken.
Richard Wurz
16. April 2022
Bilder: zVg
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