Mit dem «Fassadenstück Morsch» feiert der Verein «Kultur im Sternensaal» sein 30-jähriges Jubiläum.
Das Stück beleuchtet den sorglosen Umgang unserer Gesellschaft mit dem Alten sowie dem Altern und führt die BesucherInnen in eine mögliche Zukunft des Sternensaals. «Die Idee dazu entstand durch die Betrachtung des arg verwahrlosten, ja verlotterten Zustands des benachbarten Schlössli, wo das Theater ursprünglich stattfinden sollte», erläutert Regisseur und Autor des Stücks Adrian Meyer. Das Gebäude, damals mehr ein Hindernis und Ärgernis als eine Augenweide, wird inzwischen renoviert und bald in neuem Glanz erstrahlen. Als die Jubiläumsproduktion geplant wurde, habe man sich jedoch entschieden, die Geschichte um alternde Knochen und mürbes Gemäuer vor dem Sternensaal zu präsentieren. Schliesslich steuere ja das Sternenteam in eine ähnliche Richtung. «Das Team besteht mehrheitlich aus jungen Alten, teils frisch Pensionierten, denen sich auch ein paar Junge angeschlossen haben», stellt Adrian Meyer mit einem Augenzwinkern fest. So entstand ein eigentliches Generationenprojekt. Mit den Mitteln der modernen Technik wurde eine Bühne vor und im Sternensaal, ein Fassadentheater geschaffen.
Adrian Meyer, Autor und Regiesseur
Nicht nur in Wohlen aktuell
Erzählt wird eine Geschichte vom Umgang mit gealterten Menschen und Dingen. Tiefgründig und doch humorvoll, frech, witzig und teils makaber lassen uns die sechs Hauptdarsteller an ihren Lebensgeschichten und Träumen teilhaben. Die rüstigen SeniorInnen wollen verhindern, dass der Sternensaal abgerissen wird und besetzen diesen kurzerhand, was ihnen eine hohe Medienpräsenz sichert. Die Politik hat jedoch ganz andere Pläne. Vielschichtig sind die dargestellten Bedürfnisse. Selbst im Gemeinderat herrscht Uneinigkeit – Abriss oder Umnutzung werden heftig diskutiert. Dies gibt den HausbesetzerInnen Raum, um ihre eigenen Pläne zu verwirklichen. Das Stück regt zum Lachen, Reflektieren und Nachdenken an. Möglichkeiten und Träume, aber auch Sorgen, Schwächen und Ängste alternder Menschen werden ebenso thematisiert wie der oft respektlose Umgang mit Altem an sich. Mit Augenzwinkern und viel Selbstironie nimmt sich das Ensemble dabei selber auf die Schippe und gibt dem Publikum immer wieder die Gelegenheit, in eigene Erfahrungen einzutauchen, in Erinnerungen zu schwelgen.
Noch 13 Gelegenheiten
Anhaltenden Applaus und viele Glückwünsche durften Regisseur und Ensemble am vergangenen Samstag von einem begeisterten Publikum entgegennehmen, ein Dankeschön für eine gelungene Produktion, die mit Sicherheit noch vielen ZuschauerInnen herzliches Lachen entlocken wird. Bis zum 16. September sind die rüstigen SeniorInnen an weiteren 13 Spieltagen als HausbesetzerInnen in Wohlen aktiv. Derzeit sind noch für fast alle Vorstellungen Tickets erhältlich. Das Publikum sitzt auf einer überdachten Tribüne, sodass bei jeder Witterung gespielt werden kann und die umsichtigen Veranstalter stellen Decken für kühlere Abende zur Verfügung. Selbstverständlich ist vor und nach der Vorstellung für das leibliche Wohl der Besucher gesorgt.
Susanne King
13. August 2017
Bilder: Ruedi Zulauf
Weitere Informationen unter www.morsch.ch