Über 250 Aufnahmen musste die Vorjury des The Muri Competition 2019 beurteilen. Ein harter Job, der viel Durchhaltevermögen verlangte und vor allem eine faire Beurteilung aller KandidatInnen.
Allgemein können die beiden Fachjurypräsidenten Martin Frutiger (Oboe) und Matthias Rácz (Fagott), sowie der aus Muri stammenden Gesamtprojektleiter Renato Bizzotto festhalten, dass das technische Niveau der Bewerber und Bewerberinnen sehr hoch ist. Im Gespräch betonen alle drei, dass die Aufnahmen, welche die jungen Musiker und Musikerinnen einreichen müssen, professioneller geworden sind. «Wenn man für den Wettbewerb keine Topaufnahme liefert, dann hat man bei der Selektion keine Chance», bringt es Renato Bizzotto auf den Punkt. Dies hat dahin eine grosse Bedeutung, da die Vorjury die KandidatInnen nur hören konnte und keinen Blickkontakt hatte. Eine weitere Person aus dem Organisationskomitee kontrollierte jeweils das Video dahin, ob dieses geschnitten wurde. Das wäre ein Ausschliessungsgrund aus dem Wettbewerb gewesen.
Eng zusammen liegendes Mittelfeld
In seiner Beurteilung hält Matthias Rácz fest, dass die Aufnahmen professioneller und zielgerichteter gemacht wurden. Dadurch wurde das Niveau automatisch nach oben gedrückt. Allgemein sind sich die drei Köpfe, welche hauptverantwortlich für das musikalische Niveau beim Wettbewerb sind, einig, dass es ein grosses Teilnehmerfeld gibt, das gut und solide spiele, bei einigen wenigen aber man von Beginn weg höre, dass sie nicht mithalten können. Bei einigen sehr talentierten und ambitionierten MusikerInnen war aber praktisch schon bei den ersten Tönen klar, dass sie einen Platz am Wettbewerb in Muri haben. Aus dem grossen und eng beieinander liegenden Mittelfeld die KandidatInnen herauszufiltern, war eine grosse Herausforderung, denn schliesslich hatte man Platz für 40 Oboisten und 40 Fagottisten, die zum Wettbewerb im April 2019 in Muri eingeladen wurden. Dabei kam es bei der kürzlich stattgefundenen Selektion auch zur einen oder anderen Überraschung.
«Da gibt es die 16-jährige hochbegabte koreanische Jungstudentin und den jungen Franzosen, der sein Studium abgeschlossen und bereits ein einem Orchester eine Solisten-Stelle besetzt hat», betont Martin Frutiger. Eher unerwartet war auch, dass Wettbewerbsteilnehmer aus dem Jahre 2016, die damals teilweise bis ins Halbfinale kamen, für das Jahr 2019 die Vorjury nicht überzeugen konnten und ohne eine Einladung nach Muri bedacht werden mussten. Dies zeigt, zum einen, wie hart der Kampf an der Spitze ist, aber auch wie sich der Wettbewerb The Muri Competition international entwickelt hat. Auf internationaler Ebene wird der Wettbewerb in Muri sehr hoch geschätzt, denn er kann laut Renato Bizzotto durchaus ausschlaggebend dafür sein, ob man eine der begehrten Stelle in einem renommierten Orchester bekommt oder nicht.
Eine Weiche für die musikalische Zukunft
In diesem Sinne ist der Wettbewerb durchaus zukunftsweisend. Das betonen auch die beiden Jurypräsidenten und der Gesamtprojektleiter. «Es ist wichtig, dass die Jury altersdurchmischt ist, damit verschiedenste Erfahrungswelten in die Arbeit der Jury einfliessen können. Man muss sich durchaus bewusst sein, dass wir mit der Vergabe von Preisen auch in der Musikwelt eine Richtung vorgeben können», lässt Matthias Rácz in seine Arbeit blicken. Auch Martin Frutiger und Renato Bizzotto sind der Meinung, dass die GewinnerInnen des Wettbewerbs einen guten Bonus für den Start in ihre musikalische Karriere haben. Abschliessend geben aber alle drei zu bedenken, dass technische Finesse alleine noch keinen Sieg macht. Am Wettbewerb gefordert ist vor allem auch musikalische Reife und die fehlt den jungen MusikerInnen öfters. So wird man im April beim Wettbewerb wohl auf kleinste musikalische Details achten müssen, die schliesslich für den Sieg ausschlaggebend sein werden.
Bettina Leemann
17. Januar 2019
Bild: zVg
Weitere Informationen zum Wettbewerb The Muri Competition unter www.the-muri-competition.ch