Die dreizehn Juroren und die eine Jurorin von The Muri Competition haben eine anspruchsvolle Aufgabe. Innerhalb einer Woche bewerten sie eine Vielzahl von Darbietungen der jungen Leute.
Auf den ersten Blick ist es schon etwas erstaunlich, dass es unter den Jurymitgliedern von The Muri Competition nur eine einzige weibliche Jurorin hat. Doch die aus Kanada stammende und in der Schweiz dozierende Louise Pellerin wischte diese Feststellung im Gespräch mit einem sympathischen Lächeln auf die Seite. «Ich bin mir das schon mein Leben lang gewohnt, aber die jungen Frauen sind im Kommen», meinte die Oboistin und führt weiter an, dass sie diesen Umstand nie als Problem gesehen habe. «Ich habe mir nie grosse Gedanken gemacht, ob meine Kollegen Männer oder Frauen sind, wir sind einfach Musiker und wollen mit unserer Musik die Menschen berühren.» Diese Ausführungen glaubt man der offenen Frau von der ersten Sekunde an. Auf die Frage hin, ob sie denn einen Vortrag anders bewerten würde als ihre Kollegen, meinte Louise Pellerin schmunzelnd, dass die Jury wohl bewusst so zusammengesetzt sei, dass verschiedene Geschmäcker zusammenkommen und, dass dies nicht nur auf MusikerInnen, sondern auf den Menschen allgemein zutreffen würde. «Wir sind hoffentlich alle professionell und lassen nicht alleine eine Vorliebe entscheiden», gab sie weiter zu bedenken.
Wettbewerbe sind Zukunft
Fragte man Louise Pellerin, wie sie denn den Wettbewerb allgemein erlebt, geriet sie ins Schwärmen. Sie lobte die grossartige Athmosphäre, das Liebevolle am Wettbewerb in Muri. Man spüre deutlich, dass es den Organisatoren wichtig sei, dass sich alle Beteiligten in Muri wohl fühlen würden und dies sei auch wirklich der Fall. Angesprochen auf die KandidatInnen ist sie auch überzeugt, dass das musikalische Niveau sehr hoch ist. Und dann ergänzte sie lachend: «Es mag ja wirklich etwas abgedroschen klingen, dass alleine das Mitmachen am Wettbewerb zählt, aber das ist wirklich so.» Und weiter führte sie aus, dass für die jungen Leute die Möglichkeit der Teilnahme an Wettbewerben ganz wichtig sei, weil dazu die ganze Vorbereitung und das Erarbeiten des Repertoires gehöre.
Louise Pellerin,
Jurorin bei The Muri Competition
Das sei Arbeit und Erfahrung für die Zukunft, die man den jungen Menschen nicht mehr wegnehmen könne. Auch dass man dann beim Wettbewerb selbst auf dem Punkt sein müsse mit der Interpretation, aber dass man auch andere TeilnehmerInnen höre und wie sie mit den Stücken umgehen, sei Lebensschule.
Fair bis zum Schluss
Und Louise Pellerin geht sogar so weit, dass auch sie als Jurorin bei einem Wettbewerb immer noch enorm viel lernen würde. «Wenn man ein bestimmtes Stück mehrere Male hört, dann setzt man sich mit den unterschiedlichsten Interpretationen auseinander und man entdeckt auch verschiedene Stile, die sich den unterschiedlichen Nationalitäten zuschreiben lassen. Ich für mich kriege dabei immer ganz viele neue Ideen.» Dies gelte nicht nur dafür, wie man das Stück spielen könne, sondern auch dafür, wie man mit den eigenen SchülerInnen an den Werken arbeiten könne. Darauf angesprochen, ob es denn nicht langweilig und enorm anstrengend sei, den ganzen Tag mehr oder weniger dasselbe zu hören, gab die sympathische Jurorin zu bedenken, dass die Tage auch als Dozentin durchaus lang seien, und man diese Ausdauer trainieren könne. Ausserdem betonte sie, dass alle TeilnehmerInnen, ob früh am Morgen oder spät am Abend, die gleiche Chance verdient hätten und dieselbe Aufmerksamkeit von den Juroren, denn sonst wäre es nicht fair. In diesem Sinne darf man sich bestimmt auf viele weise und mit Bedacht gefällte Urteile von Seiten der Jury bei The Muri Competition freuen.
Bettina Leemann
23. April 2019
Bild: Bettina Leemann
Weitere Informationen zum 3. Internationalen Wettbewerb für Oboe und Fagott unter www.the-muri-competition.ch