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Am Boswiler Sommer in der Alten Kirche Boswil versprach Festivalleiter Andreas Fleck den Gästen unter dem Motto «Bourbon pur», Trunkenheit ohne Kater.

home tab boswil bourbon trioPassend zu dem überaus warmen Abend standen im Rahmen des Boswiler Sommers rassige Rhythmen und teilweise sogar jazzige Klänge auf dem Programm. Unter dem Motto «Bourbon pur» gab es nicht Whisky, sondern pure Musik von Erwin Schulhoff (1894 bis 1942), Astor Piazolla (1921 bis 1992) und ein Liederarrangement ohne Worte, bei dem man unter anderem auf Tom Waits (*1949), Franz Schubert (1797 bis 1828) und Kurt Weill (1900 bis 1950) traf. Viel Musik, die da auf die Ohren traf, teilweise in ungewohnten Formationen, immer hervorragend gespielt und einmal mehr war das Publikum auch an diesem Abend begeistert, wenn nicht gar trunken vor Musik.

Ein wenig gespielter Komponist
Den Anfang an diesem Abend machten die drei Holzbläser Sebastian Manz (Klarinette), Andrey Cholokyan (Oboe) und Igor Ahss (Fagott). Sie hatten den unbekannten Prager Komponisten Erwin Schulhoff mit seinem «Divertissement» für Klarinette, Oboe und Fagott für den Abend ausgegraben. Das Werk, welches in sieben Miniaturen verschiedensten Stimmungen wiedergibt und aus den 1920er Jahren stammt, wiederspiegelt zum einen die Sehnsucht von Erwin Schulhoff nach Amerika und dessen Faszination für jazzige Rythmen und zum anderen aber auch der Umgang mit traditioneller klassischer Musik, die in den einzelnen Sätzen auch immer wieder hörbar ist. Ein überaus abwechslungsreiches und intensives Stück, das an diesem Abend der perfekte Einstieg war in das Thema.

Die vier Jahreszeiten argentinisch
Ein weiterer Höhepunkt des Abends, boten die CHAARTS gemeinsam mit dem Soloviolinisten Jonian Kadesha. Sie spielten die vier Jahreszeiten von Astor Piazolla. Der junge und wilde Sologeiger liess es sich im Frühling nicht nehmen, auch etwas Vivaldi einfliessen zu lassen und so steigerten sich diese Jahreszeiten gemäss seinem Temperament zu einem ekstatischen Tanz mit wunderbaren Pianissimi, und Tönen die bis zum letzten Moment in der Alten Kirche Boswil nachklangen. Einmal mehr wurde dem Publikum an diesem Abend vor Augen geführt, wie grossartig und voller Leben die Musik von Piazolla ist und welchen interpretatorischen Freiraum sie auch den Ausführenden offenlässt. Dem Publikum in Boswil gefiel es berechtigterweise und nur zu gerne liessen sie sich in der Zugabe davon überzeugen, dass Jonian Kadesha nicht nur wild und ungestüm spielen kann, sondern auch das feinfühlige und leise Geigenspiel meisterlich beherrscht.

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Lieder ohne Worte
Nach einer gerne genommenen Pause, setzte das Trio Belli-Fischer-Rimmer den Schlusspunkt des Abends. Mit ihrem neuen Programm unter dem Titel «Lieder ohne Worte» stellten sie einer Auswahl von Liedern und Melodien von Weill und Waits, Lieder von Schubert gegenüber. Dabei entstanden eigenwillige Paarungen, die allerdings überaus reizvoll waren und beim Publikum sehr gut ankamen. Es war ein ganz neues Klanggewand, welches die Arrangements an den Tag legten. Frederic Belli an der Posaune, übernahm dabei den tragenden Part der Singstimme, während Johannes Fischer, an der Perkussion und Nicholas Rimmer, am Klavier für den nötigen Boden sorgten und dabei auch immer mal mit witzigen und aussergewöhnlichen Einfällen überraschten.
Schliesslich war es ein wahrlich langer Abend, der dem Publikum hier in Boswil geboten wurde, was nicht ganz ausschliessen lässt, dass der eine oder andere vielleicht doch einen Kater hatte nach soviel Musik, und das ganz ohne Alkohol.

Bettina Leemann
7. Juli 2017
Bilder: Bettina Leemann

Weitere Informationen: Der Boswiler Sommer findet noch bis 9. Juli statt. Ticketbestellung: www.kuenstlerhausboswil.ch

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